10.11.2011 - 01.04.2012
Migration und Integration haben sich in den vergangenen Jahren zum TOP-Thema entwickelt und sind auf der politischen Agenda an höchster Stelle; inzwischen sind es nicht allein PolitikerInnen und WissenschaftlerInnen, die in den Medien dazu Stellung beziehen. Auch MigrantInnen selbst kommen immer öfter zur Wort - und zwar als VertreterInnen der "ersten", "zweiten" und "dritten" Generation. Eine Gruppe, der gar keine Beachtung geschenkt wird, ist die Generation Einskommafünf - die zurückgelassenen Kinder der ArbeitsmigrantInnen. Ausgehend von persönlichen Erlebnissen habe ich mich auf die Suche nach Meinesgleichen gemacht - nämlich nach anderen Zurückgelassenen. Als Deutschland ab Mitte der 1950er mit Ländern wie etwa Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und der Türkei die "Entsendung" von Arbeitskräften vereinbarte, sah nur das Abkommen mit der Türkei keinen Familiennachzug vor. So gaben etliche Mütter und Väter, die als GastarbeiterInnen nach Deutschland kamen, ihre Kinder in die Obhut von Familienangehörigen. Die Kinder wuchsen bei Omas, Tanten und anderen Verwandten auf und wurden oft erst Jahre später nachgeholt. Die Erfahrung der Generation Einskommafünf, die psychologische Dimension, die Narben, die das Weggehen, Zurückgelassen-Worden-Sein und das Nicht-Ankommen-Können hinterlassen haben, nimmt bis jetzt keinen Raum ein, wenn über Integration "verhandelt" wird.
Eben diesen Raum - auch im wörtlichen Sinne - möchte die Video-Installation Generation Einskommafünf den Betroffenen geben.
Die Ausstellung setzt sich zusammen aus fünfzehn Gesprächen, die über fünfzehn Bildschirme aus allen technischen Epochen seit 1961 laufen. Entscheidend ist, dass die ProtagonistInnenn aus ganz Deutschland erzählen und ihnen zugehört werden kann.