26.09.2007 - 13.01.2008
Der Kaiserringstipendiat des Jahres 2007, Jan Albers, arbeitet konzeptuell offen – zwischen Figuration und Abstraktion.
Die explodierenden Farblinien in Albers neuesten Buntstiftzeichnungen bilden ornamentale Muster. Ihr fließender Bewegungsrhythmus lässt Strahlenbündel voller Energie entstehen. Erst bei genauem Hinsehen erschließen sich aus den Konturen der Linien schemenhaft Köpfe. Die Quellen für diese ‚PorträtsÂ’ reichen von Christus-darstellungen bis zu Hippie-Klischees, von bärtigen Holzfällern bis Dschingis Khan und Tom Selleck. Albers fusioniert dieses hybride Formenrepertoire zu neuen, faszinierenden Bildern von fremdartiger Schönheit.
Für die Ausstellung im Mönchehaus-Museum hat Jan Albers eigens eine Rauminstallation aus Zeichnungen, Wandmalereien und skulpturalen Elementen realisiert. Sie trägt den rätselhaften Titel „E. Kunz Portal zu Robben Island“.
„E. Kunz“ erinnert an Emma Kunz, eine Schweizer Heilpraktikerin (1892-1963), die auch zeichnete und beeindruckend schöne, stark rhythmisierte Zeichnungen schuf. Im Schweizerischen Würenlos entdeckte sie eine mächtige Grotte mit energetischen Kraftströmen. Diesen Ort suchte Emma Kunz immer wieder auf, um sich darin „aufzuladen wie eine Batterie“. Die dynamische Energie der Arbeit von Emma Kunz findet einen Reflex in dem energetischen Fluss der Zeichnungen von Jan Albers. „Robben Island“ dagegen erlangte traurige Berühmtheit als Gefängnisinsel von Nelson Mandela: Hier verbrachte der führende Antiapartheidskämpfer - der spätere Präsident des Landes und Friedensnobelpreisträger von 1993 - 18 Jahre Haft.
Doch auch dieser Ort kann als Kraftzentrum eines geistigen Widerstands gesehen werden. Nelson Mandela gab auch dort seinen Kampf, seine Vision von einem demokratischen Südafrika, nicht auf. Jan Albers hat während seiner Kindheit in Namibia die Insel bei einer Bootsfahrt mit seinem Vater gesehen - als Mandela dort inhaftiert war. Emma Kunz wie Nelson Mandela verkörpern den „Traum von einer Sache“ (Pier Paolo Pasolini). Ihr Lebenswerk dient Jan Albers als Inspirationsquelle für seine explosiven Buntstiftzeichnungen, für die Dynamisierung des Raumes in seinen Wandmalereien im Mönchehaus-Museum.