Die Ausstellung im Mönchehaus konzentriert sich auf Werke aus den letzten zwei Jahrzehnten, ergänzt um einige frühe Filmarbeiten.
Das Werk von Baldessari entzieht sich der gängigen Einteilung: Seit 1970 untersucht der 1931 in National City geborene Künstler mit Intelligenz und Witz die Bildrealitäten der Medien-, Film- und Kunstwelt. In Text-Bildern, Fotoarbeiten, Videos, Collagen oder „Cut-ups“ – Foto-Bild-Montagen – spielt er mit Standards und Klischees, verfremdet Bilder durch Leerstellen und Überblendungen oder kombiniert Text und Bild – doch niemals mit dem Ernst der Konzeptkunst, eher mit dem Lächeln eines Weisen, der die richtigen Fragen stellt.
Sein frühes malerisches Werk, das bis 1966 entstanden war, und vor allem aus abstrakten Bildern und Collagen bestand, ließ er in einem theatralischen Akt 1970 in einem Krematorium einäschern. Die Asche seiner verbrannten Bilder sammelt er wie bei einem konventionellen Begräbnis in einer Urne. Das „Cremation Project“ markiert eine radikale Wende in Baldessaris Oeuvre: das Konzept, der Inhalt des Werkes war wichtiger als seine materialisierte Form.
Bereits in der zweiten Hälfte der 60er Jahre beginnt er mit der Foto/Text-Serie „National City“ (1966-68), zu deren Protagonisten er seine südlich von San Diego gelegene Heimatstadt macht. Zu dieser Zeit glaubt er, nie mehr aus National City heraus zu kommen, und will in seinen Bildern den Leuten zeigen, wie es dort ist, „Mit der Idee, dass Wahrheit schön ist, egal wie hässlich sie ist.“ Die berühmt gewordene Serie zeigt bewusst kunstlose und lakonische Bilder der Stadt, oft aus dem Auto heraus fotografiert. Die Aufnahmen zieht der Künstler nicht auf standardisiertem Fotopapier ab, sondern belichtet sie auf silberbeschichteten Leinwänden. Unter den Bildern nennen schlichte schwarzen Versalien, von einem Plakatmaler ausgeführt, Motiv und Ort der Aufnahme. Natürlich zeigt Baldessari mit diesem Werk nicht nur, wie es in National City „ist“, sondern thematisiert zugleich das Verhältnis von Fotografie und Malerei, Text und Bild, Auftragsarbeit und Autorschaft.
In den späten 60er und 70er Jahren entstehen Bild- und Werkserien, die heute zu den Inkunabeln jener Zeit gehören, darunter das Versprechen „Ich werde keine langweilige Kunst mehr machen“, aufgeschrieben auf einer vergrößerten Schultafel. Auch wenn der Künstler durch diese Arbeiten heute manchem als „Doyen der Konzeptkunst“ erscheint – so der Titel eines Filmporträts des Künstlers − ist das Etikett problematisch. Zwar hat Baldessari immer eine analytische Kunst praktiziert, aber ein kanonischer Konzeptkünstler ist er trotzdem nie gewesen. Er ist zu unabhängig und experimentierfreudig, um sich von einer Bewegung vereinnahmen zu lassen.
Nirgends wird das deutlicher als auf einem Videoband aus dem Jahre 1972. Da singt John Baldessari zu ebenso populären wie ausgeleierten Melodien die berühmten Thesen zur Konzeptkunst, die sein von ihm im Übrigen sehr geschätzter Künstlerkollege Sol Lewitt formuliert hat, und gibt so ihren missionarischen Anspruch der Lächerlichkeit preis.
Seit nunmehr über 60 Jahren entsteht ein umfangreiches Werk, das zunächst gerade von jungen Künstlern wahrgenommen wurde.