Foto: Münchner Stadtmuseum
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Münchner Stadtmuseum mit den Sammlungen Fotografie, Puppentheater, Schaustellerei, Musik und der Sammlung Mode/Textilien

Foto: Münchner Stadtmuseum
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St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
Tel.: 089 23322370
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Moderne im Figurentheater nach 1945

01.04.2011 - 14.02.2013
Nach dem Zweiten Weltkrieg traten im deutschsprachigen Raum eine Reihe von Persönlichkeiten und Formationen an die Öffentlichkeit, die im Puppentheater ein geeignetes Medium ihrer künstlerischen Gestaltungsabsichten entdeckten. Sie sprachen ein Publikum an, das sowohl nach formal origineller Unterhaltung wie intellektueller Auseinandersetzung mit dem Gebotenen verlangte. Die Spieler gehörten zum Teil einer älteren Generation an, die sich den in der Zeit der Weimarer Republik entfalteten neuen Kunstsprachen in der Literatur, im Theater, in der Musik, der Malerei, der Fotografie, der bildenden Kunst und Architektur verbunden fühlten. Deren gewalttätig herbeigeführten Niedergang in Deutschland nach 1933 und ab 1939 europaweit hatten sie persönlich miterlebt. Zum anderen handelte sich um junge Leute, die den Zweiten Weltkrieg nicht als traumatisches Erlebnis verinnerlicht hatten. Sie waren fähig, die Niederlage als Signal des Aufbruchs ihrer Generation in eine Freiheit zu betrachten, zu der auch die Entwicklung einer für die Gegenwart gültigen künstlerischen Ausdrucksweise zählte. Was die Akteure über die Altersgrenzen hinüber verband, war der Status des Amateurs. Noch wichtiger jedoch erschien die übergreifend erkannte Notwendigkeit des Aneignens, Fortschreibens und Aktualisierens historisch nicht desavouierter Vorbilder. Anknüpfend an einen humanistischen Wertekanon sollte eine Hinwendung der Kunst zu den ihr eigenen Mitteln und Materialien im Medium des ästhetischen Experimentes möglich sein. Hierin zeigt sich eine weitere Gemeinsamkeit, die von den ambitionierten Spielern als gedanklicher Ausgangspunkt ihrer Arbeit gewählt wurde. Es galt, die Theaterpuppe aus einer mehr oder minder der literarisch vermittelten Erzählung dienenden Funktion herauszulösen. Sofern eine Stück auf Sprache und erzählende Handlung nicht verzichtete, wurde die spezifische körperliche Beschaffenheit einer Figur bereits als Interpretation des Textes angesehen und somit einer primär dem schönen Schein untergeordneten Rezeption entzogen. In auf Sprache weitestgehend verzichtenden Szenenprogrammen wurde die auf gedankliche Assoziationen aufbauende Handlung mit der bildnerische Gestalt der jeweiligen Figurenschöpfungen eng verwoben. Im Ergebnis entstanden zunächst fremdartig wirkende Objekte der bildenden Kunst, die erst als bewegte Plastiken im Bühnenraum theatralisch zur Geltung kamen und so darstellerische Autonomie erlangten.

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