Im August 2012 reiste die Münchnerin Monika Höfler in die Datschensiedlungen nahe der russischen Stadt Kasan an der Wolga und dokumentierte in Form von Reportage- und Porträtaufnahmen eine der größten kulturellen Errungenschaften Russlands. Das Häuschen im Grünen ist der kollektive Rückzugsraum, fernab von Urbanisierung, Korruption und Kapitalismus. Die Sommermonate in der Datscha zu verbringen, bedeutet eine kurze Zeit der geistigen und materiellen Freiheit. Jedes Jahr am 9. Mai beginnt in Russland die Datschensaison. Der Alltag eines jeden einzelnen Datschenbewohners ist nahezu identisch – es gilt, das einfache Leben zu genießen: zu baden und zu saunieren, in geselliger Runde zu diskutieren und Wodka zu trinken, schlichtweg das schöne Wetter der Sommermonate in jeder Hinsicht auszukosten.
Wirft man jedoch einen Blick hinter die Kulissen, geben sich doch gravierende Unterschiede zu erkennen, die das Leben der benachbarten Personen bestimmen. Monika Höflers Aufnahmen führen uns den Zustand auf engstem Raum geballter, sozialer Ungleichheiten vor Augen – ein Spiegelbild der russischen Gesellschaft. Menschen, die tagein, tagaus um ihre Existenz kämpfen müssen und von der Härte des Lebens gezeichnet sind, leben dort Tür an Tür mit Neureichen, die keinen Hehl daraus machen, ihre kostbaren Reichtümer und ihren Besitz zur Schau zu stellen.
Mit ihren zahlreichen Porträtaufnahmen von beispielsweise
… Pascha, dem Gründer einer kleinen Werbeagentur und seiner Familie
… Farida, der Anwältin, die nicht mehr arbeiten muss, und ihrem Mann Wladimir
… Alexei Nikolajewitsch Solopow, dem Vermittler von usbekischen Gastarbeitern
… Kamil Schajdarow, dem Oligarchen von Kasan und seinem armen Nachbarn
vermittelt die Fotografin einen tiefgehenden Einblick in diesen Kosmos.
Trotz aller prekären Unterschiede geben Monika Höflers Reportage- und Porträtaufnahmen einen tiefen Einblick in das heiter gestimmte, ausgelassene und sorglose Lebensgefühl der Russen, das vielen im Westen fremd ist.
Monika Höfler (*1977 in Gräfelfing bei München) studierte von 1998-2001 an der Staatlichen Fachakademie für Fotodesign in München und assistierte für Porträt-, Mode- und Reportagefotografie. Als freie Fotografin ist sie seit 2002 für internationale Magazine und Agenturen tätig, unter anderem für „Geo“, „Stern“, „New York Times“ sowie die „Süddeutsche Zeitung“. Bereits mehrfach wurde Monika Höfler für ihre fotografischen Arbeiten ausgezeichnet, so war sie für ihre Serie „Zeit des Erwachens“ über ADHS Kinder für den Henri-Nannen-Preis (2010) nominiert, für ihre Publikation „Sight-Seeing“ erhielt sie 2012 den Deutschen Fotobuchpreis Gold.