Berthold Socha gilt als Freund der analogen Schwarz-Weiß-Fotografie. Bereits als Zehnjähriger experimentierte der 1940 in Ratibor (heute Racibórz) geborene und in Großenkneten bei Oldenburg aufgewachsene Künstler mit Licht. Mit der Leica-Kamera in der Hand hat er später die Welt bereist. Jedoch kehrte er immer wieder zurück nach Münster, wo er heute lebt, arbeitet und sich stark für die heimische Kulturszene einsetzt – als Mitbegründer einer Fotogruppe, aber auch der Friedrich-Hundt-Gesellschaft, die als Verein die Fotografie in Münster fördert. Von 1977 bis 2004 war Socha Referent in der Kulturabteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Im Jahr 2002 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Fotografie berufen. Dem Fotografie-Autodidakten bereitet es großes Vergnügen, in der eigenen Dunkelkammer qualitätvolle Arbeiten auf Barytpapier herzustellen. „Die Fotografien spiegeln die außergewöhnliche Sensibilität Sochas im Umgang mit seiner Umwelt wider. Einfühlsam und ausgewogen gestaltet er seine Motive. Taktieren ist ihm ebenso fremd wie inszenieren“, betont Fotografie-Expertin Dr. Doris Weiler-Streichsbier. In seinen Fotografien halte er für einen Moment die Zeit an und lasse den Betrachter an dem Augenblick, der von ihm gesehen und im Ausschnitt festgehalten wurde, teilhaben. „Das Gesehene wird lebendig, Geschichten werden erzählt: von menschlichen Begegnungen, vom Zerfall und der Dynamik im Untergang, von der Zeit, die Monumentales in Morbides verwandelt, von Spuren der Menschen an verlassenen Orten“, schildert Weiler-Streichsbier. Berthold Socha selbst sagt: „Ich sehe dieses vielfach Unbeachtete, erkenne für mich etwas und halte es fest.“ Ob sich aus diesen subjektiven Sinneseindrücken Geschichten ergeben, müsse der Betrachter für sich entscheiden. Ein einziges Vorbild, eine bestimmte Persönlichkeit, die ihn hinsichtlich seiner fotografischen Arbeiten geprägt hat, habe er nicht.