Scheinbar harmlose Gegenstände umgeben uns im Alltag. Wir finden sie praktisch oder dekorativ, darüber hinaus aber ohne Belang. Dabei vermögen sie abgründige Geschichten zu erzählen: von Gewalt und Verbrechen. Simone Demandt hat solche Objekte aufgespürt und künstlerisch in Szene gesetzt.
In den Asservatenkammern der Staatsanwaltschaften fotografiert sie dem Blick der Öffentlichkeit entzogene Gegenstände, die zufällig oder geplant zu Tatwerkzeugen wurden. Banale Objekte sind dadurch in einen neuen Bedeutungszusammenhang geraten, der erst in einem nachfolgenden Strafprozess teilweise mühsam entschlüsselt werden wird. Und nicht immer gelingt dies – allem kriminologischen Feinsinn zum Trotz ist bei der Untersuchung mancher Dinge deren grausames Geheimnis nicht aufzudecken.
Dem Betrachter von Demandts Fotografien stehen weder strafrechtliche Methoden noch irgendein Wissen über die näheren Umstände der Tat zur Verfügung. Allein konfrontiert mit der nüchternen und unprätentiösen Art der Aufnahme, entfesseln die Objekte vor dem inneren Auge Bilder des Grauens. Betroffen versucht er sich an einer Deutung und erzählt sich die Geschichte des Falls ins Spekulative weiter. Insofern ist die schlichte äußere Form der Objekt-Fotografie nur eine Momentaufnahme innerhalb eines fiktiven Handlungsablaufs – genährt von den ureigenen inneren Ängsten und medial geprägten Schreckensbildern im Kopf des Betrachters.