10.10.2008 - 01.06.2009
Die Ausstellung begibt sich auf die Spuren einer vergangenen Erfolgsstory. Original-Tempo-Fahrzeuge, Fotografien aus dem Tempo-Archiv und persönliche Erinnerungen zeichnen die Geschichte eines Fahrzeuges nach, das eine besondere Rolle in der deutschen Verkehrs- und Kulturgeschichte einnimmt.
Die Tempo-Fahrzeuge haben ihre Spuren in der Gemütsgeschichte der Bundesrepublik hinterlassen. Viele erinnern sich noch an die kleinen, am Vorderrad angetriebenen Lieferwagen der Firma Vidal & Sohn, die mit ihren knatternden Zweitaktmotoren zum Straßenbild und -ton gehörten. Verschiedenste Betriebe fuhren im Nachkriegs-Deutschland mit den bis 1956 gefertigten Dreirädern "Hanseat" und "Boy" aus den Trümmern ins Wirtschaftswunder. Vierrädrige Tempo-Modelle, wie der "Matador" oder "Wiking", erweiterten seit Anfang der 1950er Jahre die Produktpalette.
Seit 1928 transportierten dreirädrige Kleinlastwagen nicht nur des Harburger Herstellers viele Güter des täglichen Bedarfs - Obst, Gemüse, Baumaterial u. a.
Auf den letzten Kilometern schleppten diese motorisierten Lastesel Güter von den Umschlagstationen - Hafen und Güterbahnhof - zu den Händlern in der Stadt.
Auf über 500 qm stellt die Ausstellung in einer inszenierten Stadtlandschaft die Nutzungen der Tempo-Fahrzeuge vor. Der "T6" und der "Front 6" beliefern den Kaufmannsladen, der Handwerker fährt mit seinem "Matador" am Wohnhaus vor, der "Hanseat" steht im Schaufenster des Autohändlers. In der Werkstatt steht das Fahrgestell des "Boy" und mit dem "Bajaj-Hanseat" wirft die Ausstellung einen Blick auf die indische Tempo-Produktion und die Zukunft des Verkehrs auf drei oder vier Rädern.
Dreirädrige Lastmotorräder wurden von Vidal & Sohn zunächst in Wandsbek produziert, ab 1935 entstanden die Tempo-Frontwagen mit der typischen dreieckigen Schnauze im Tempo-Werk Harburg-Bostelbek, das nach dem Krieg die eigene Bahnstation "Tempo-Werk Harburg" bekam.
1955 gab die Besitzerfamilie Vidal zunächst die Hälfte der Firmenanteile an Hanomag ab, 1965 schließlich die restlichen 50 Prozent. Die Produktionsanlage des Tempo-Dreirades ging 1962 nach Indien, wo bis Februar 2000 weitere "Bajaj-Hanseat" entstanden.
Grundlage der Werks- und Firmengeschichte ist das Tempo-Firmenarchiv mit über 40 000 Fotografien und Dokumenten, das die Daimler Chrysler AG im Jahr 2000 an das Museum der Arbeit übergab. Eine digitale Datenbank zum Tempo-Archiv erschließt dem Publikum über die Ausstellungsobjekte hinaus weitere Bestände.
Tempo-Fahrzeuge des Hamburger Automobilherstellers Vidal & Sohn haben heute Kultstatus.
Original-Tempo-Fahrzeuge, darunter der "T6" (1930), "Front 6" (1933), "Hanseat" (1949) und "Matador" (1952) aus der Sammlung des heute von Mercedes Benz genutzten ehemaligen Tempo-Werkes in Hamburg-Harburg bilden das Rückgrat der Ausstellung. Hinzu kommt ein "Bajai-Hanseat" (2000) aus der indischen Tempo-Produktion und ein "Tempo-Boy"-Fahrgestell (1951), das die vielfältigen Möglichkeiten von Aufbauten auf diesem Grundgestell veranschaulicht.Private Sammler und Firmen präsentieren dem Publikum in der Ausstellung im Wechsel ihre liebevoll restaurierten, fahrtüchtigen Lieblinge und berichten über den zuweilen jahrelang dauernden Prozess der Wiederherstellung der Fahrzeuge.
Kleine und große Nachwuchs-Ingenieure können an Motor, Fahrgestell, Konstruktionszeichnungen, und an Modellen nachvollziehen, was heute durch Elektronik unanschaulich geworden ist:
Wie funktioniert ein Auto mit drei Rädern? Wie muss man es beladen, damit es nicht umkippt? Welcher Antrieb und welche Lenkung funktioniert am besten? Wie lässt sich ein Aufbau herstellen? Und was schreibe ich als Werbung auf mein Tempo-Fahrzeug? In der Werkstatt steht die Vermittlung technischer Prozesse und ein reichhaltiges museumspädagogisches Angebot im Vordergrund.