© Stadtmuseum Berlin (Foto: Oliver Ziebe)
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Museum Ephraim-Palais (Stiftung Stadtmuseum Berlin)

© Stadtmuseum Berlin (Foto: Phil Dera)
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© Stadtmuseum Berlin (Foto: Oliver Ziebe)
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Poststr. 16
10178 Berlin
Tel.: 030 24 00 21 62
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Öffnungszeiten:

Di, Do-So 10.00-18.00 Uhr
Mi 12.00-20.00 Uhr

Johannes Grützke: "die ganze Welt in meinem Spiegel"

16.11.2012 - 17.02.2013

Für sein Lebenswerk erhält Johannes Grützke in diesem Jahr den Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin. Mit einer Retrospektive seiner Arbeiten aus sechs Jahrzehnten ehrt das Stadtmuseum Berlin den 75-Jährigen. Heute zählt Grützke zu den wichtigsten gegenständlichen Künstlern Deutschlands und ist auf vielen Gebieten zu Hause: als Maler, Zeichner und Illustrator ebenso wie als Musiker, Schauspieler, Bühnenbildner, Dichter und Schriftsteller. Die repräsentative Auswahl konzentriert sich zum einen auf Gemälde, die sein gesamtes thematisches Spektrum veranschaulichen, und zum anderen auf grafische Einzelblätter und Zyklen. Insgesamt werden ca. 200 Exponate von den 1960er Jahren bis heute präsentiert. Im „Schlütersaal“ des Ephraim-Palais wird der jüngst fertig gestellte Filmessay „einverstanden. im universum des johannes grützke“ gezeigt.
„Grützkes Bilder sind einzigartige, freilich extravagante Beiträge zu einer Gesellschafts- und Sittengeschichte der Bundesrepublik. Sie kommentieren auf bizarre Weise gesellschaftliche Rollenspiele, Emanzipations- und Regressionsversuche, Single-Kultur und zwanghaftes Gruppenverhalten, den Geschlechterkampf, Frauenpower, sexuelle Befreiungen und sexuelle Verkrampfungen, ideologische Verrenkungen und kollektive Neurosen.“
[Eduard Beaucamp]
Johannes Grützke beschäftigt sich überwiegend mit der menschlichen Gestalt, den Begierden und (Alb-)Träumen des Menschen in einem allgemeinen Sinne. So wie Grützke aus der (West-)Berliner Kunstszene der vergangenen sechs Jahrzehnte nicht wegzudenken ist, so wäre auch seine künstlerische Entwicklung ohne die Tradition des Berliner Realismus kaum möglich gewesen. Hier ist er geboren, hier lebt und arbeitet er überwiegend. Hier fand er ein gesellschaftliches Klima vor, das ihn zu seinen Darstellungen inspirierte. Und nur hier konnte er jenseits des Mainstreams Teil einer Boheme werden, in der er als Multitalent brilliert. Grützke hat den „Dadaismus“ des Berliner Lebens aufgegriffen und sich von dessen Formen des künstlerischen Ausdrucks inspirieren lassen. In seinen Figurenbildern strebt er nach tiefer Wahrhaftigkeit; Körper und Charakter der Menschen stellt er bloß und ungeschminkt dar.
Zum vierten Mal richtet das Stadtmuseum Berlin den seit 1996 jährlich verliehenen, nach Hannah Höch benannten und mit einer Ausstellung verbundenen Kunstpreis des Landes Berlin aus. Am 15. November 2012 | 19 Uhr verleiht ihn der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit in der Nikolaikirche an Johannes Grützke.
Während das Germanische Nationalmuseum Nürnberg 2011/12 Grützke mit einer Retrospektive ehrte, wurden dem Künstler ausgerechnet in seiner Heimatstadt bislang nur zweimal Museumsausstellungen zuteil, und zwar zu Teilaspekten seines Werkes: 1984 durch die Neue Nationalgalerie und 2007 durch das Georg-Kolbe-Museum. Klaus Wowereit gratuliert daher nicht nur dem Künstler, sondern auch der Förderkommission Bildende Kunst zu ihrer „weisen Preisentscheidung“.

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