Traumorte offenbaren unsere Gefühle. Sie bilden unsere kulturelle Identität ab - die selbst erwählte und die in uns hineingetragene. Von welchen lokalen und mentalen Orten träumen Armenier, wenn sie an Armenien denken? Wie prägen diese Traum(a)bilder das eigene und das ethnische Selbstverständnis? Träumen Armenier von den gleichen Orten, unabhängig davon, ob sie in der Republik Armenien leben oder außerhalb dieses Landes, wie zwei Drittel der rund zehn Millionen ethnischen Armenier?
In Performances, Vorträgen, Gesprächen und beim gemeinsamen Feiern gehen wir diesen Fragen nach und stellen die armenische Kultur in Armenien und in der Diaspora mit ihrem Reichtum und ihrer gebrochenen Geschichte vor.
Sehnsuchtsorte, Emotionen und Identität stehen auch im Zentrum der Begleitausstellung „Taumorte“. Der Fotograf und Fotojournalist Erol Gurian hat sich dazu mit seinem Projekt terra armenia auf die Suche gemacht. Er hat Menschen mit armenischen Wurzeln an unterschiedlichen Orten in der Diaspora befragt, sie porträtiert und ihre Traumorte in Armenien fotokünstlerisch festgehalten. Seine Arbeiten vermitteln, wie ethnische Identität geschaffen wird, sich bausteinartig zusammenfügt - von außen gesetzt und von innen gelebt - beides emotional hoch aufgeladen. Seine Bilder und Gesprächszitate tragen die Brüche zwischen Traum und Realität in sich. Zusätzliche Spannung entsteht durch ihre Gegenüberstellung mit Traumorten von Armeniern, die in Armenien leben. Diese hat Ani Hovakimyan vor Ort erfragt und fotografisch festgehalten. Sie erweisen sich weit häufiger als reale Lebensorte, denn als Symbolorte.