Seit dem 9. Jahrhundert reisen Menschen nach Einsiedeln. Die ersten Besucherinnen und Besucher pilgerten zum Hl. Meinrad, später entwickelte sich die Wallfahrt zur Schwarzen Madonna. War der Reisegrund jahrhundertelang religiöser Natur, verschob sich dieser gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Richtung Tourismus. Man suchte nicht mehr nur die besondere religiöse Erfahrung, sondern zusätzlich das, was den Massentourismus auch heute mehr denn je antreibt: Erlebnisse, die man zu Hause nicht haben kann.
Seit rund 100 Jahren ist die Grenze zwischen Wallfahrt und Tourismus fliessend. Kloster und Dorf erkannten bald die Bedeutung des modernen Tourismus und reagierten unter anderem durch die massenhafte Produktion von Verkaufsartikeln. Es entstand eine eigentliche Wallfahrtsindustrie, die zum Teil ausgesprochen profane Züge annahm. So produzierte man ab dem 18. Jahrhundert Stiche speziell für Touristen, die eine Erinnerung mit nach Hause nehmen wollten. Mit der Einführung der Postkarte ab 1880 bot Einsiedeln Hunderte von Motiven an. Schliesslich wurden auch Mitbringsel hergestellt, kleine Souvenirs wie Aschenbecher und Bierhumpen, auf denen das Bild der Gottesmutter oder des Klosters geklebt wurden.
Die Ausstellung geht der Frage nach, wie Einsiedeln um 1900 „verkauft“ wurde, mit welchem Bild Kloster und Dorf die Touristen anziehen wollte. Anhand früher Ferien-Broschüren und Postkarten lässt sich zeigen, wie man versuchte, neue Zielgruppen wie Sportler oder Familien anzusprechen. Einige Verkaufsargumente, mit welchen man Touristen nach Einsiedeln locken wollte, muten aus heutiger Sicht seltsam an. So wurde beispielsweise lobend erwähnt, die Anzahl des Viehs, das auf den Alpweiden gesömmert werde, belaufe sich auf 1200 Kühe, 450 Pferde, 800 Schafe und 500 Ziegen. Nachvollziehbar ist hingegen der Hinweis, im Dorf habe es 58 Wirtshäuser und 20 «Pintenschenken». Stolz war man auch auf die moderne Infrastruktur des Dorfes mit seiner Flaniermeile, dem neuen Rathaus und dem Bahnhof.
«Gruss aus Einsiedeln» präsentiert eine Auswahl an Produkten aus dem touristischen Bereich wie Druckgrafiken, Postkarten und Souvenirs, wobei das Gewicht auf profane Darstellungen gelegt wird. Ausgeklammert werden also Produkte rund um das Einsiedler Gnadenbild und Devotionalien.
Zum Kontext der Objekte gehört auch ein Einblick in die Tourismusgeschichte Einsiedelns um 1900.