Béatrice Gysins Zeichnungen sind meist durch eine feine Linienstruktur geprägt, die an die Muster von Fingerabdrücken oder an die Feinheit von Haaren erinnern. Dabei arbeitete sie fast ausschliesslich mit Bleistift, seltener auch mit rotem Farbstift. Die Darstellungen erscheinen auf den ersten Blick abstrakt, offenbaren bei näherer Betrachtung jedoch oft organische oder gegenständliche Bezüge. Die Künstlerin ordnet diese Arbeiten bei ihren Ausstellungen in Gruppen an, sei es in einer klassischen Hängung an der Wand oder in Präsentationen im Raum, z.B. auf Tischen oder unter Glasscheiben. Dazu kommen teilweise noch ausgewählte Objekte der Künstlerin.
Bei einem Aufenthalt in der Cité des Arts in Paris beschäftigte sich Béatrice Gysin 2014 gezielt mit Farbstiften und ihr gelang der Durchbruch zur mehrfarbigen Zeichnung. Das Museum Franz Gertsch freut sich, diese neu entstandenen, weich ausufernden Farbstiftzeichnungen erstmals im grösseren Rahmen auszustellen - dabei handelt es sich um das namensgebende „Archiv der Vermutungen“. Weitere Werkgruppen sind eine Serie von Zeichnungen mit Bleistiftstaub, die neben freien Motiven Details aus bekannten Kunstwerken aufgreift sowie eine Anordnung von Heliogravüren.
Béatrice Gysin wurde 1947 in Zürich geboren und lebt heute in Biel/Bienne. Die Künstlerin arbeitet im Bereich Zeichnung und Objekt und stellt seit 1980 regelmässig aus. Ihre Werke befinden sich unter anderem in den Sammlungen von Stadt und Kanton Bern, der Stadt Biel sowie im Kupferstichkabinett, Berlin.