Valérie Favre ist eine Künstlerin, der es vor allem um die Malerei an sich geht. Mit dieser setzt sie sich in Werkserien auseinander, in denen sie jeweils ein Thema durchspielt. Die Sujets ihrer figürlichen Gemälde und Arbeiten auf Papier schöpft die Künstlerin aus der eigenen Imagination und ihrer Innenwelt sowie aus dem breiten Fundus der Kunst, Literatur und Philosophie. In der Serie „Balls and Tunnels“ entsteht ausserdem jährlich ein abstraktes Werk – ein Vorgehen, das Favre bis zu ihrem Tod beibehalten möchte.
Die Ausstellung im Museum Franz Gertsch, die eine teilweise Übernahme der Ausstellung „Valérie Favre. La Première Nuit du monde“ (26.11.2015 bis 27.03.2016) im Musée d’Art moderne et contemporain, Strasbourg, darstellt, zeigt einen Einblick in Favres aktuelles Schaffen, in die Serien, an denen sie im Moment arbeitet. Im Zentrum stehen dabei die grossen Triptychen, ihre „théâtres“, die uns in einer Art malerischem Welttheater die „folie“ des Daseins vor Augen führen. Eine zweite wichtige Facette bilden Gemälde der Reihe „Ghost (nach Goyas Hexenflug)“, kleinformatigere Werke, die sich unter anderem mit Goyas Hexen, aber auch mit Träumen und anderen geisterhaften Visionen auseinandersetzen. Auch abstrakte Werke der „Balls and Tunnels“-Serie sind für die Ausstellung vorgesehen. Das malerische Spektrum wird schliesslich von Zeichnungen und Collagen vervollständigt, in denen Favres kritische, geopolitisch interessierte Beschäftigung mit unserer heutigen Welt noch etwas deutlicher zutage tritt.
Valérie Favre wurde 1959 in Evilard bei Biel/Bienne geboren. Nach einer intensiven Zeit im Umfeld von Bühnenbild, Theater und Film in Genf ab Mitte der 1970er Jahre zog Favre Anfang der 1980er Jahre nach Paris, wo sie als Malerin bekannt wurde und erste Preise erhielt. 1998 zog die Künstlerin nach Berlin, dort unterrichtet sie seit 2006 Malerei an der Universität der Künste.