08.05.2010 - 31.10.2010
„Die Hausarbeit ist weiblich!“ Soweit die Erfahrungen mit „dem bisschen Haushalt“. Bereits in den WGs der 70er Jahre hat die Mitarbeit der Männer nicht geklappt, auch jetzt nicht, wenn ein Partner sagt: „Schatz, heute mache ich die Hausarbeit.“ Nachdem es ein wachsendes Angebot an technischen Haushaltsgeräten gab, führte dies durch den größeren Anspruch an Wohnbedarf sogar zu einer Mehrbelastung. Heute kommt noch die Akzeptanz oder sogar Erwartung hinzu, dass die Ehefrau und Mutter auch berufstätig ist. Und das heißt:
Hausarbeit muss delegiert werden, und dies wie immer an Frauen. Die Nachfrage nach Haushaltshilfen durch Berufstätige und Singles wächst ständig, und als Angebot steht eine wachsende Anzahl von Migrantinnen zur Verfügung. Es sind
Wanderbewegungen von Asien nach Osteuropa, von Osteuropa nach Deutschland. Ausländerinnen übernehmen die vielfältigsten Aufgaben in unseren Familien, zusammengefasst unter dem Schlagwort des Cleaning, Cooking, Caring. Viele dieser Arbeitsplätze gehören in den Bereich der Schattenwirtschaft, in der Migrantinnen freiwillig
„schwarzarbeiten“ oder als Illegale gar keine andere Wahl haben. Die Folgen in den Herkunftsländern sind ein „brain drain“, der Verlust von qualifizierten, teilweise akademisch
gebildeten Frauen, die eine Arbeit verrichten, die unter ihrer Qualifikation liegt. Ein weiterer Verlust in den Geberländern ist das care drain, es gibt Dörfer fast ohne Frauen, es fehlen den
Kindern die Mütter und den Alten die Versorgerinnen. Diese Situation ist ein Teil unserer Ausstellung. Wir beginnen mit einem historischen Rückblick auf das 19.Jh., und als Mitbewohner des Schlosses Burgfarrnbach haben wir die
Dienstboten dieser Herrschaft sprechen lassen. Seit dem Biedermeier galt, dass eine ehrbare Ehefrau sich um die Kinder und den Haushalt zu kümmern hatte. Für das Kleinbürgertum
wurden belehrende Bücher geschrieben über die richtige Haushaltung im Bezug auf Küche, Gesundheit, Kleidung, Kinderpflege. Das gehobene Bürgertum stellte hierfür Dienstmädchen ein, das waren Mädchen vom Land, die „in Stellung“ gingen. Kultur vergleichend zeigen wir die Situation der „Bonnes“ in Westafrika. Auch hier sind es Mädchen aus den ländlichen Regionen, die in den Hauptstädten „in Stellung“ gehen. „La Bonne“ heißt übersetzt „die Gute“, dennoch stehen diese jungen Mädchen auf der untersten Stufe der Dienstboten, man sagt: „…et tout le reste pour les filles“, sinngemäß: „es sind die Mädchen für alles“. Dass 9 bis 12 jährige Mädchen bereits in solchen Arbeitsverhältnissen leben, ist eine Folge der Armut, die Familien haben einen Esser weniger und erhoffen einen Anteil vom Verdienst der Mädchen.
Schon historisch sind die Versuche, die Lage der Haushaltshilfen zu verbessern und zu legalisieren. 1906 gab es von Helene Grünberg gegründet die erste
Dienstmädchenvereinigung in Nürnberg. Es gab Pläne, u. a. von August Bebel, die Hausarbeit genossenschaftlich zu organisieren, damit es keine Haushaltssklavinnen – und damit auch keine „Damen“ mehr gibt. Aktuell geht Putzpersonal auf die Straße, um Mindestlöhne zu fordern. Das Arbeitsamt bietet einen Check an, mit dem man gering verdienende
Haushaltshilfen offiziell anmelden kann. Auch in Dakar haben sich Syndikate gebildet, die die Bonnes aus ihrer völlig rechtlosen Situation befreien wollen, die die Bezeichnung „Bonne“ durch „employée domestique“
ersetzen. Die Ausstellung zeigt neben erklärenden Texten und Objekten Interviews mit Dienstmädchen, die in der Ich-Form sehr bewegend von ihren Schicksalen und Wünschen berichten. Filmmaterial nimmt sich unter anderem auch humoristisch des Themas an.