Mit der Malerei von Katharina Grosse setzt das Museum Frieder Burda die Reihe seiner monographischen Ausstellungen bedeutender, internationaler Künstler fort. In diesem Kontext nimmt Katharina Grosse, die seit vielen Jahren zu den wichtigsten Künstlerinnen ihrer Generation zählt, eine sehr prägnante Position ein. In ihrer Malerei überwindet, sprengt und überhöht sie jedwede Oberfläche und macht sie zu ihrem Malgrund. Sie richtet sich also prinzipiell auf alle Flächen des Raumes - Wände, Decke, Boden - wie auch auf die Körper und Gegenstände im Raum.
In der Ausstellung im Museum Frieder Burda konzentriert sich Katharina Grosse auf Tafelbilder, also auf die eher klassische Form der Malfläche, dehnt diese aber bisweilen in Dimension und Format zu ungesehener Größe. Entscheidend ist die malerische Behandlung, mit der sie neue Bilder eröffnet hat. Durch gliedernde Strukturen wie parallele Linien und Schraffuren, aber auch durch gesprüht aufgetragene Farben scheinen sich ihre Malflächen in unterschiedlicher Weise zu entfalten: mal konkreter verdichtet, mal verschwimmend unscharf. Dem Betrachter bieten solche Bilder einen starken Eindruck und, zugleich einen nahezu körperlich spürbaren (Aus)Druck.
Die Grenze des rational Beschreibbaren lässt Grosse häufig hinter sich zugunsten einer unmittelbaren Wirkung des Farbverlaufes, der aufscheinenden, unbeschreiblichen Formen und der ungeahnten Räume, die sich damit in ihrer Malerei auftun. So entfaltet die raumgreifende Installation „ohne Titel (Ellipse)“ von 2009 einen eigenen Ort, der durch die sphärische, ovale Form wie durch die schiere Größe der Malerei eine besondere Auftrittsfläche verschafft. Mit über 7 Metern Höhe und 10 Meter Breite behauptet sich das Bild als eigener Raum gegenüber der Architektur des Museums.
Der Kontext ihrer Malerei mit der Architektur von Richard Meier steigert den Kontrast zwischen Rationalismus und Utopie. Die Grenzen des Raumes, hier des „White Cube“, werden aufgehoben zugunsten eines Dialogs der Farbgestalten, der sich nicht nur in den einzelnen Gemälden, sondern gerade auch zwischen den unterschiedlichen Bildern entwickelt. Katharina Grosse spannt in dieser Ausstellung nämlich den Bogen vom Beginn ihrer Karriere als Malerin Anfang der 90er Jahre bis zum heutigen Tag. Durch die Offenheit der Architektur ergeben sich dabei faszinierende Blickzusammenhänge.