16.06.2010 - 03.06.2011
Der Fotograf Jens Uwe Parkitny bereist seit 2001 regelmäßig das schwer zugängliche Gebiet der Chin und schuf während seiner Reisen auf behutsame und sehr ästhetische Weise Porträtaufnahmen der Chin-Frauen, die nun erstmals in einem europäischen Völkerkundemuseum zu sehen sind. Im Kunstkabinett werden 22 seiner fotografischen Porträts von Chin-Frauen gezeigt, die in den Jahren 2001 bis 2007 entstanden sind. Die umfangreiche fotografische Dokumentation der Gesichtstatauierungen der Chin-Frauen durch Jens Uwe Parkitny ist die erste ihrer Art und schon deshalb einmalig.
Das charakteristische Kennzeichen der Chin-Frauen ist ihr tatauiertes Gesicht. Mit Dornenkämmen und einer Mischung aus Ruß und Pflanzensäften werden bereits den Mädchen und jungen Frauen komplexe Muster, die auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurückgehen, in die Gesichtshaut tatauiert. Dies galt als Voraussetzung für die Heirat. Die heutige Generation der Chin steht dem alten Brauch der Tatauierung eher ablehnend gegenüber. Die Orientierung an westlichen Schönheitsidealen und westlicher Kleidung setzt sich auch bei den Chin immer mehr durch, und so sind es meist nur noch die alten Frauen, die auf ihren zerfurchten Gesichtern diese eindrucksvollen Muster tragen.
Das Volk der Chin (ca. 1,5 Millionen Menschen) lebt heute im Nordwesten Birmas, in Bangladesh und Indien. Alleine in Birma existieren über 30 verschiedene Untergruppen der Chin mit eigenen Dialekten. Tief eingeschnittene Täler und hohe Berge prägen die Landschaft. Die Flüsse sind nur mit kleinen Booten befahrbar und die wenigen Straßen in der Regenzeitunpassierbar. Schon seit dem 19. Jh. wurden die Chin von der American Baptist Mission in großem Umfang missioniert, so dass sich heute über 70 Prozent der Bevölkerung zum Christentum bekennen, während die Mehrzahl der Birmanen Buddhisten sind.