Vom 17. März bis zum 3. Juli 2016 zeigt das Museum für Aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle Durbach bei Offenburg Arbeiten der Karlsruher Künstlerin Sieglinde Bölz und der Malerin Beate Knapp, die in Achern ansässig ist. Die Doppelausstellung findet im Rahmen der Reihe „Profile in der Kunst am Oberrhein“ statt und verbindet zwei Künstlerinnen, deren Arbeiten sich seit den 1980er Jahren über Jahrzehnte in Richtung einer Abstraktion entwickelt haben, die nur noch einen Ansatz von Figürlichkeit bewahrt. Beide kennzeichnet eine leuchtende Farbigkeit und Intensität. Während sich aber bei Beate Knapp Alltagsgegenstände verselbstständigen und in ihrer angedeuteten Form den Raum beanspruchen, sind es bei Sieglinde Bölz Ornament und die Linie, die das Werk bestimmen.
Die „Anamorphosen“ als konzeptionell geprägte Arbeiten von Sieglinde Bölz (geb. 1957 in Ravensburg, lebt in Karlsruhe) setzen sich gewöhnlich aus zwei Bildebenen zusammen: Die tieferliegenden, informell anmutenden Malschichten wirken unruhig, aufgewühlt in ihrer bewegten Farbigkeit. Darüber ziehen sich regelmäßige bewegte Linien in einer der Primärfarben, welche die räumliche Krümmung, ähnlich einer optischen Täuschung, vermitteln und ein Gegengewicht zu dem wild bewegten Untergrund herstellen. Ein anderes wichtiges Motiv in den Arbeiten von Sieglinde Bölz ist das Labyrinth, das als archetypisches Symbol auch für die kunsttheoretischen Untersuchungen der Malerin von zentraler Bedeutung ist. Auf dieser Basis visualisiert sie die geometrischen Grundlagen, das Ordnungsprinzip der Welt und ihre physikalischen Gesetze.
Künstlerisches Thema von Beate Knapp (geb. 1952 in Reutlingen, lebt in Achern) sind dagegen die alltäglichen Dinge, Alltagsgegenstände wie Stühle und Schuhe, aber auch technische Geräte wie Kameras oder Sägen. Diese an sich unspektakulären Motive entwickeln auf der Leinwand ein Eigenleben, erhalten durch Farbgebung und Pinselführung eine Bedeutsamkeit und beanspruchen mit einem Mal den Raum ganz für sich. Der Mensch, der sie benutzt und braucht, ist nur noch hintergründig präsent, scheint von ihrer Macht dominiert zu werden. Sie sind Metaphern für das menschliche Leben, Platzhalter, die auf einmal neue Perspektiven eröffnen und sich zugleich durch den hohen Grad der Abstrahierung auch sich selbst und ihren Eigenschaften entfremden. In Abwesenheit des Menschen geht eine Aura der Einsamkeit von ihnen aus, die symbolisch für das Leben selbst steht.
Vom 14. Juli bis 6. November 2016 zeigt das Museum für Aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle Durbach bei Offenburg Arbeiten der Künstler Werner Ewers und Patrick Le Corf. Die beiden verbindet eine deutsch-französische Freundschaft, denn der 1941 in Kehl geborene Bildhauer Ewers erhielt seine Ausbildung in Straßburg an der Ecole municipale des arts décoratifs, der 1950 in der Bretagne geborene Maler Le Corf ließ sich nach seinem Pariser Studium in Bühl nieder.
Werner Ewers hat seit 1983 die Bildhauerei für sich entdeckt, nachdem er sich zuvor ausschließlich der Malerei und Graphik gewidmet hat. Seither fasziniert ihn das Zusammenspiel verschiedener Materialien – insbesondere der Schiefer hat es ihm angetan, da dieser ein empfindliches und zugleich lebendiges Material ist. Er kombiniert ihn bevorzugt mit Pappelholz, lässt die unterschiedlichen Materialien in Dialog treten, so dass gewachsene und geschaffene Form einander ergänzen.
Patrick Le Corf ist nach wie vor fasziniert von der Atmosphäre seiner bretonischen Heimat, der Weite von Strand und Meer und vom Horizont in seinen verschiedenen Erscheinungsformen. Dabei kopiert er nicht einfach das Gesehene, sondern fasst es in eine individuelle künstlerische Form und Sprache. Mit seinen überwiegend gedeckten Farben erfasst er das diffuse Licht und setzt Akzente durch sparsame Andeutungen menschlicher Eingriffe in die Natur, wie beispielsweise Mauern oder Masten.