21.05.2009 - 30.08.2009
Bruno Martinazzi nimmt seit den 60er Jahren in der Schmuckkunst des 20. Jahrhunderts international eine herausragende Position ein. Weltweit gilt er als Grand Seigneur des zeitgenössischen Autorenschmucks, seine Arbeiten als Goldschmied und Bildhauer sind rund um den Globus in bedeutenden Museen vertreten.
Mit MASS ZAHL UND GEWICHT zeigt das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt ausgewählte Bildwerke und Schmuck des heute 85jährigen Meisters. Die Ausstellung präsentiert etwa 70 Goldschmiedearbeiten aus dem Gesamtwerk Bruno Martinazzis und zeigt den Werdegang des Autors und sein ästhetisches Anliegen. Weitere Stationen der Ausstellung waren Florenz (Museo degli Argenti, Palazzo Pitti) und Turin (Palazzo Bricherasio).
Martinazzis Werk setzt zeitlose Signale. Mit seinen Arbeiten schreibt der Künstler die lange Tradition der römisch-italienischen Antikenrezeption und ihre tiefe Suche nach dem Vollkommenen in die Gegenwart fort. Seine Bildsprache in Schmuck und Skulptur steht für eine spezifische mediterrane Interpretation der Materie, die Brücken schlägt zwischen antikem Bewusstsein und Moderne.
Das Vokabular seiner Formensprache sind Teile des menschlichen Körpers – Hände und Finger, Lippen, Nabel, Brust - sowie Bilder und Formen von Maßen und Gewichten - das Maß von hundert Gramm, das Gewicht eines Kilogramms oder den Teil eines Meterstabes. In den Goldschmiedewerken ist immer auch der Bildhauer Martinazzi zu spüren, der mit ähnlichen Motiven zum Teil monumentale Plastiken schafft.
Unter Verzicht auf naturalistische Details übernimmt Martinazzis Linie die Führung. In jedem Ausschnitt materialisieren sich in der Beschränkung, in der markanten Akzentuierung idealtypische Züge. In der Abstraktion wandelt sich die Perspektive konkreter Realität zur Chiffre, zur symbolischen Form, die als Raum für das geistig Erkennbare funktioniert.
Antike Sujets in moderner Formensprache, das Zeichenhafte im Körperlichen, in der
Zweidimensionalität die Linie, im Fragment das Ganze - in seinen Arbeiten verbindet Martinazzi immer wieder Gegensätzliches. Martinazzi selbst beschreibt seine Kunst als Versuch, „dem Einzelnen Ganzheit zu verleihen, vom Partiellen das Nötige zu entfernen oder es hinzuzufügen, damit eine Form entsteht, die nicht mehr auf das Fragment, auf den Teil verweist, sondern das Ganze zu evozieren vermag.“