Um den Erzählungen der Macht entgegenzutreten, braucht es einen ausgeprägten Sinn zum Zweifeln. Ihn zu wecken und zu schärfen ist das Ziel des wissenschaftlich-künstlerischen Projekts Sense of Doubt. Wider das Vergessen des Frankfurter Exzellenzclusters der Goethe-Universität Die Herausbildung normativer Ordnungen.
Vom 11. September bis 11. Oktober 2015 werden das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main und der angrenzende Park zum Schauplatz von Sense of Doubt. In der einzigartigen Kombination von bewegtem Bild mit der Videokunstausstellung memórias inapagáveis, realisiert in einer temporären Containerlandschaft im Museumsgarten, und einem dichten Programm aus öffentlichen Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Führungen von Angehörigen des Exzellenzclusters, lässt das Projekt die kulturelle, soziale und politische Konstruktion von Erinnerungen sichtbar werden, vergegenwärtigt es das Verdrängte und macht Alternativen bewusst.
Erinnerungen vergangener Ereignisse, individuelle ebenso wie kollektive, manifestieren sich in Bildern und Erzählungen.
Damit werden sie weitergegeben, mit anderen geteilt – zugleich sind diese Bilder und Erzählungen aber immer auch Interpretationen. Wenn schon die Erinnerung selektiv ist, dem Erlebten eine bestimmte Färbung gibt, das Gedächtnis das vergangene Ereignis re-konstruiert, dann gilt dies erst recht für die sie verkörpernden Bilder und Erzählungen.
Geht es um die Vergangenheit einer ganzen Gesellschaft, wird der re-konstruierende Charakter der Erinnerungsnarrative – sei es in Bildern, Filmen, Geschichten – maßgeblich von den jeweiligen Machtverhältnissen mitbestimmt. Immer wieder setzen sich einige Erinnerungsnarrative als herrschende durch, ihre Bilder prägen die kollektive Vorstellung, ihre Erzählungen dominieren den öffentlichen Diskurs.
Dies gilt vor allem für die vielfältigen Konflikte zwischen Nord und Süd, zwischen den wohlhabenderen und ärmeren, den mächtigen und schwachen Regionen der Welt. Diese Konflikte reichen oftmals weit zurück, bis in die Zeit des Sklavenhandels zwischen Afrika, Europa und Nordamerika, sie kulminieren in einem Terroranschlag wie 9/11 oder den Kriegen und Bürgerkriegen des Nahen Ostens. Was hier jeweils gesehen wurde, gesagt und erzählt, aber auch verschwiegen, verleugnet, vergessen und verdrängt wird, trägt immer auch die Spuren und Züge der Macht.