Vom antiken Öllämpchen bis zur modernen Straßenlaterne mit LED, vom Steinschlossfeuerzeug bis zum Lichtschalter aus Porzellan:
Das Museum für Energiegeschichte(n) zeigt in seiner neuen Sonderausstellung, wie das Licht elektrisch wurde. "Licht an!", so der Titel der Schau, skizziert die wechselvolle Entwicklung der künstlichen Beleuchtung in den vergangenen 300 Jahren.
Zu sehen sind über 100 Originalexponate aus den Beständen des Museums sowie Leihgaben aus dem Historischen Museum Hannover und dem Bomann Museum in Celle. Ergänzt durch Bilder, Texte und Lichtinstallationen erzählt die Ausstellung Geschichten von Menschen, die neue physikalische Erkenntnisse in neue Lampenformen umsetzten, die zum Beispiel im 19. Jahrhundert elektrische Bogenlampen bauten, die hell wie Sonnen leuchteten. Und sie zeigt, wie ein verkohltes Bambusfädchen in einem Glaskolben als Glühlampe zu Weltruhm gelangte.
Forscher vermuten, dass vielleicht das ins Feuer spritzende Fett eines Fleischstückes zur Idee der Öllampe führte. Repräsentiert wird diese Urformen der künstlichen Beleuchtung in der Ausstellung durch eine kleine, unscheinbare Kostbarkeit:
Die tönerne, byzantinische Öllampe aus dem 6. bis 8. Jahrhundert ist gleichzeitig das älteste Stück der Sammlung. Über Jahrhunderte hinweg veränderten sich fortwährend die Formen, aber auch die Brennstoffe der Lampen. Vom Tierfett zum Olivenöl, vom Rüböl zum Petroleum leuchtete, brannte, stank und qualmte es mal mehr, mal weniger gut. Eine entscheidende Verbesserung der Öllampentechnik gelang Ende des 18. Jahrhunderts dem Schweizer Physiker und Chemiker Francois Argand. Nun in Kenntnis, dass für einen optimalen Verbrennungsprozess Sauerstoff nötig ist, erfand Argand den nach ihm benannten Brennertypus. Ausgestattet mit Runddocht, Frischluftzufuhr, seitlichem Tank und Glaszylinder sorgte die Argand-Lampe fortan für nahezu flackerfreie Helligkeit.
Wie in den folgenden 200 Jahren das Licht dann schließlich elektrisch wurde, zeigt die Ausstellung anhand von Exponaten und Versuchsstationen in verschiedenen Themeninseln. Zu sehen ist zum Beispiel ein kleiner, weißer Baumwollstrumpf, mit dem der österreichische Chemiker Carl Auer von Welsbach Ende des 19. Jahrhunderts das Gaslicht revolutionierte. Getränkt mit einem Metallgemisch aus den Seltenen Erden, glühten diese Strümpfe einige Jahre so hell, dass sie selbst die Konkurrenz der ersten elektrischen Lampen nicht zu fürchten brauchten. Viel mehr - und für manche auch zu viel - Licht brachten wiederum die elektrischen Bogenlampen. 1889 beleuchteten sie auf meterhohe Masten montiert in Hannover den Bahnhofsvorplatz: Ein historisches Postkartenmotiv zeigt, wie winzig im Vergleich die bis dahin gebräuchlichen Gaslaternen wirken. Zeitzeugen sollen berichtet haben, dass sogar Vögel zu nächtlicher Stunde zu singen angefangen hätten, weil sie von der gleißenden Helligkeit irritiert waren. In der Ausstellung kann sich der Besucher selbst einen Eindruck verschaffen eine echte Bogenlampe steht für Demonstrationszwecke bereit.
Licht an, Licht aus, dass man dazu nicht nur eine Lampe und einen Schalter braucht, wird deutlich, wenn man sich den Vitrinen mit dem elektrischen Zubehör zuwendet: Hier zeugen nostalgische Lichtschalter, Fassungen, Leitungen, Sicherungen, Isolatoren und Messgeräte von den Anfängen der Elektrifizierung.
Schwarzweißfotos zeigen Monteure, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, um erste Holzmasten an Feldwegen aufzustellen und Stromleitungen zu verlegen. Es stehen viele Namen auf der Tafel mit den Erfindern und Forschern, die an der Glühlampe gearbeitet haben. Dass es letztlich Thomas Alva Edison war, der seine Lampe zum Welterfolg machte, hatte einen einzigen Grund: Edison war nicht nur Erfinder, sondern auch Geschäftsmann mit viel Sinn für das Praktische. Und so war er derjenige, der als erster neben der glühenden Kohlefadenlampe auch ein komplettes Beleuchtungssystem bereitstellen konnte: von der elektrischen Kraftstation bis zum Lichtschalter aus Porzellan. Noch heute gehen die Größenangaben der Schraubsockel E14 und E27 auf den genialen Erfinder zurück. Denn das E steht für Edison.
Für einen Ausblick in die Zukunft stehen in der Ausstellung interaktive Leuchtkästen mit verschiedenen Energiesparlampen und lichtemittierenden Dioden (LED) bereit. Ob der Edison-Sockel bald noch gebraucht wird, bleibt fraglich. Denn die nächste Lampen-Generation wird meist gesteckt und nicht geschraubt. Auch die gewohnte Wattangabe auf der Verpackung wird kaum mehr Bedeutung haben, denn die Lichtstärke wird zukünftig in Lumen angegeben.