28.06.2007 - 28.10.2007
Offene Briefe sind Post an die Mächtigen der Welt. Intellektuelle benutzen sie, um politische oder gesellschaftliche Ereignisse in zugespitzter Form aufzuspießen und die beteiligten Akteure zu einer Reaktion aufzufordern oder ihren Standpunkt öffentlich zu bekennen. Sie sind interessante Zwitterwesen.
Ihre Autoren verwenden die äußere Form des Briefs. Zum Offenen Brief werden sie aber durch die breite öffentliche Verbreitung in Flugschriften, Zeitungen, im Radio oder im Internet.
In Nürnberg wird diesem Thema erstmals eine museale Präsentation gewidmet. An acht Stationen werden siebzehn Offene Briefe gezeigt sowie Fotos, Karikaturen und Faksimiles, die den historischen Kontext lebendig werden lassen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf deutschen Beispielen des 20. Jahrhunderts, ohne auf den berühmtesten Text der Gattung, nämlich Emile Zolas "J'accuse" und aktuelle Beispiele (z. B. von Angela Merkel) zu verzichten. Gezeigt wird die Präsentation im Bereich "Briefe, Marken, Schreibkultur" des Museums für Kommunikation.
Bequeme Lesetische und eine Hörstation mit Beispielen von Grass, Walser und Carl Amery laden dazu ein, sich in die präsentierten Offenen Briefe zu vertiefen. Zur Ausstellung erscheint die Anthologie "Wer schweigt wird schuldig. Offene Briefe von Martin Luther bis Ulrike Meinhoff".