17.07.2011 - 18.09.2011
Tiefgreifende Modeumbrüche und miteinander kontrastierende Modebilder als Ausdruck gesellschaftlichen Wandels kennzeichnen die "langen 1960er Jahre" wie kaum ein anderer Zeitraum: Die elegante Lady steht neben dem Girl, der futuristische Space-Look neben nostalgischer Romantik und folkloristisch gefärbter Hippie-Mode, plakative Pop- und Op-Art-Modelle neben sportlichen Freizeitoutfits. Modische Männerkleidung in schmalen Schnitten und auffallenden Mustern, avantgardistisches Textildesign, Make-up, Frisuren, Hüte und eine vielgestaltige Partymode sind weitere markante Facetten.
Es war eine junge kaufkräftige Generation herangewachsen, die mit den Vorstellungen ihrer Eltern nicht mehr konform ging. Neue Entwicklungen, die Eroberung des Weltalls, die Verbreitung der Antibabypille, die Studentenunruhen von 1968 beschreiben schlaglichtartig die Widersprüche dieser Zeit. Popkultur, Film, Musik und Medien lieferten neue Vorbilder für die jungen Konsumenten, die das Einkaufen zunehmend als Freizeitbeschäftigung schätzten. Spätestens ab der Mitte der 1960er Jahre war die elegante Lady durch Frauen wie Brigitte Bardot und Twiggy abgelöst. Die Pariser Haute Couture blieb zwar für die Elite weiterhin stilprägend, jedoch setzen sich daneben die populäre Jugendmode nach Londoner Prägung, der avantgardistische "Italian Style" sowie der Freizeitlook aus Jeans, Pullovern und T-Shirts durch. Eine ausgesprochene Körperlichkeit der neuen Modetrends, insbesondere der Triumph des Minirocks - unterstützt durch die Erfindung der Strumpfhose - bildete den gewollten Gegenpol zu den "biederen" 1950er Jahren.
Diese Modebilder wurden in neuen Publikumsjournalen verbreitet: Die französische Elle, die englische Queen, die deutschen Petra und Brigitte wurden zu Foren für junge Frauen. Mit twen erschien von 1959 bis 1971 ein gestalterisch wie inhaltlich progressives Heft, das zum Leitbild für eine ganze Generation wurde.
Die Modefotografen der "High Sixties", darunter Helmut Newton, Regi Relang und F.C. Gundlach, lieferten imageträchtige Bildinszenierungen. Die Modeillustratoren verloren demgegenüber, abgesehen etwa von dem international renommierten Antonio Lopez, zunehmend an Bedeutung.
In der Ausstellung sind rund 200 originale Modefotografien und -illustrationen aus der Sammlung Modebild - Lipperheidesche Kostümbibliothek zu sehen, der weltgrößten Fachsammlung und Bibliothek zur Kulturgeschichte von Kleidung und Mode. Strumpfhosen und Strümpfe als eines der markantesten Mode-Accessoires dieser Zeit, Zeitschriften, Schallplattencover sowie Kostproben aus Filmen und Musik runden das Spektrum ab.