23.01.2010 - 11.04.2010
Backformen aus Metall haben eine lange, bis in die römische Antike zurückreichende Tradition. Gewürzkuchen mit Früchten, Nüssen, Essenzen und vielem anderen mehr blieben im Mittelmeerraum und im Orient bis in die Neuzeit beliebt. Der Napfkuchen, gebacken in einer turbanähnlichen Form, soll beispielsweise in der Türkei "erfunden" worden sein. Seinerzeit gelangten derartige Genüsse auch nach Mitteleuropa, insbesondere an die fürstlichen Höfe. Stanislaw, König von Polen und Schwiegervater Ludwigs XIV. wird nachgesagt, tagtäglich Napfkuchen als Dessert verzehrt zu haben.
Die feine Kochkunst des 18. und 19. Jahrhunderts für die höfische und großbürgerliche Küche zelebrierte das Anrichten von Speisen. Kuchen, Cremes, pikante Sülzen und süße Gelees dienten nicht nur dem Verzehr, sondern waren vor allem auch opulenter Tafelschmuck. Nahezu jedes Gericht verlangte nach einer bestimmten Form. Hergestellt wurden die innen verzinnten oder versilberten Formen aus Kupfer und Weißblech in Manufakturen, deren Kataloge die enorme Formenvielfalt spiegeln. Der Pariser Fabrikant Ch. Trottier Fils unterhielt um 1860 bereits Filialen in Lyon, Nizza, London, Neapel, Genua, Brüssel, Konstantinopel und Hannover!
Die Sammlung von Sturzformen des 19. Jahrhunderts aus dem Leopold Museum Wien wurde wegen ihrer bizarren, an Skulpturen erinnernden Formen angelegt. In der Ausstellung sind rund 60 dieser kunstvoll gearbeiteten Exponate assoziativ mit Architekturmotiven kombiniert. Losgelöst von ihrer konkreten Bestimmung verschwimmen für den Betrachter die Grenzen zwischen Alltagskultur und Kunst.