Er fotografierte Picasso und Chagall, er machte den New Look von Christian Dior bekannt, er fotografierte für alle großen Pariser Couture-Häuser: Willy Maywald, gebürtiger Klever und Wahl-Pariser. "Fotograf und Kosmopolit – Portraits, Mode, Reportagen" ist der Untertitel der Foto-Ausstellung "Willy Maywald", die das Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) vom 30. April bis 18. September 2016 präsentiert.
Die große Retrospektive zeigt neben Modefotografien auch seine Tanz- und Architekturfotografie sowie Reise- und Städtereportagen. Zahlreiche Facetten eines Künstlerlebens des 20. Jahrhunderts spiegeln sich in den rund 300 Schwarzweiß-Bildern: Großstadttreiben und Subkultur, Flucht und Exil, karge Ateliers und Sorgen um den Lebensunterhalt ebenso wie Künstlerfreundschaften und Kunstwerke der Moderne oder avantgardistische Formen in Theater, Tanz und Architektur. Ein wichtiger Protagonist der Fotografie ist neu- und wiederzuentdecken.
Pariser Mode, Künstler in Paris, das Leben auf den Straßen und in den Cafés am Montparnasse: Das alles hat Willy Maywald fotografiert. 1907 in Kleve geboren, wurde er durch eine Ausbildung in den Werkkunstschulen in Krefeld, Köln und Berlin in seiner avantgardistischen Formensprache geprägt.1932 zog es ihn an die Seine nach Paris, wo er mit vielen Protagonisten der künstlerischen Moderne Freundschaft schloss. Die quirlige Kunstszene in Paris bot ihm viele Motive, von der Weltausstellung 1937 über alltägliche Straßenszenen bis zu den Cafés der Stadt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde er zunächst interniert und konnte dann nach Cagnes-sur-Mer im Süden Frankreichs flüchten, wo er mit Künstlern und Schriftstellern eine kleine Produktion handgefertigter Bastschuhe und Modeartikel etablierte. Im September 1942 gelang Maywald die Flucht in die Schweiz, wo er nach weiterer Internierung bei einer Pfarrersfamilie in Winterthur aufgenommen wurde. Eine Reise ins Nachkriegsdeutschland 1946/47 dokumentierte er auch fotografisch: etwa das zerstörte elterliche Hotel in Kleve oder fremde Menschen in Ruinen. Danach kehrte er zurück nach Paris, um sich endgültig in seiner Wahlheimat niederzulassen. Hier half er, den New Look von Christian Dior berühmt zu machen. Es folgten Modefotos für alle großen Pariser Couture-Häuser. Seine Bilder aus den Ateliers von Künstlern wie Picasso, Arp oder Léger wurden in Galerien ausgestellt und in vielen Zeitschriften und Büchern veröffentlicht.
Sie lebten als deutsche Fotografen im Paris der 1930er Jahre, sie fotografierten die Mode der Zeit, sie waren gut miteinander befreundet und holten die Haute Couture zumindest bildlich nach Deutschland: Willy Maywald (1907-1985) und Regina Relang (1906-1989). Die Fotos des einen sind derzeit im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen, die Bilder der anderen parallel in der Ludwiggalerie Oberhausen. Nun machen die beiden Häuser gemeinsame Sache: Besucherinnen und Besucher erhalten wechselseitig ermäßigten Eintritt, wenn sie die Eintrittskarte für die andere Ausstellung vorzeigen. Die Ausstellung "Regina Relang. Inszenierte Eleganz. Mode- und Reportagefotografie von 1930 bis 1980" in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zeigt ebenfalls bis zum 18. September Arbeiten der großen deutsche Fotografin.