Die Präsentation des documenta-Künstlers Jeronimo Voss ?Phantasmagorical Horizon? im MMK Zollamt übersetzt seinen Beitrag, den er auf der dOCUMENTA (13) mit dem Titel ?Die Ewigkeit durch die Sterne? gezeigt hat, in eine Museumsarchitektur. Das Kunstwerk findet als Full-Dome-Projektion seine finale skulpturale Form. Zusätzlich präsentiert Voss die Ergebnisse eines Reiseprojekts.
Die Arbeit ?Die Ewigkeit durch die Sterne? verbindet den Aufstand der sogenannten Pariser Kommune von 1871 mit den Umdrehungen der Himmelskörper und bietet eine versponnene Montage aus alten Sternkarten und Bildern der Pariser Kommune. Die diesem Werk zugrunde liegende Hypothese des Revolutionärs und Astronomen Louis-Auguste Blanqui aus dem Jahr 1872 beschreibt die ewige Wiederholung aller möglichen zukünftigen und vergangenen Entscheidungen im unendlichen Raum. Blanquis Überlegungen waren die folgenden: Wenn das Universum ein unendliches sei in Raum und Zeit, dann müsse es alles geben, was denkbar und undenkbar ist, eine Vielzahl besserer und schlechterer Welten und Parallelwelten. In seiner Installation nutzt Voss diese Vielweltentheorie als narrativen Rahmen einer visuellen Verknüpfung geschichtlicher und astronomischer Revolutionen und bietet damit ein großes planetarisches Erlebnis.
Seine neueste Arbeit ?Phantasmagorical Horizon? zeigt in einem Videoessay die Ergebnisse seines durch die Hessische Kulturstiftung geförderten Reiseprojekts, das ihn über Amsterdam, Paris, London und New York nach Peking führte und in dem er die Spuren einer phantasmagorischen Gegenwart erforschte. Die Phantasmagoria-Show entstand als populäre Attraktion nach der französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts in Paris. Mit einer versteckten Laterna Magica (?Phantaskop?) projizierten Schausteller Glasbilder verstorbener Revolutionäre wie Marat, Danton und Robespierre auf Rauch und Tücher. Zwischen Ver- und Entzauberung führten die gespenstischen Lichtprojektionen ihrem schockierten Publikum die Unbeständigkeit ihrer aufgeklärten (Selbst-)Wahrnehmung vor.
Jeronimo Voss wurde 1981 in Hamm, Westfalen geboren. Der Absolvent der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Städelschule lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.