Mit "Rineke Dijkstra. The Krazy House" präsentiert das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main die bisher umfassendste Ausstellung der niederländischen Künstlerin in Deutschland. Rineke Dijkstra, die heute weltweit zu den bekanntesten Foto- und Videokünstlerinnen zählt, versammelt im MMK erstmals alle ihre Video-Installationen seit 1996, darunter zwei Weltpremieren. Ergänzt werden diese durch ausgewählte fotografische Werkgruppen, in deren Mittelpunkt das Heranwachsen junger Menschen in einer von Konventionen und Codes geprägten Gesellschaft steht. Höhepunkt der Ausstellung wird die raumgreifende 4-Kanal-Videoprojektion "The Krazyhouse", die 2009 in dem gleichnamigen Liverpooler Club aufgezeichnet wurde: ein so bewegtes wie bewegendes Portrait fünf junger Menschen und ihrer tänzerischen Ausdrucksweisen.
Dijkstra wählte für die Ausstellung, die sich über alle Ebenen des Museums erstrecken wird, zudem über 50 Werke von Künstlern aus der Sammlung des MMK aus, die sie in Bezug zu ihrer eigenen Arbeit setzt. Mit den Arbeiten aus der Museumssammlung gibt die Künstlerin persönliche Einblicke in ihre Inspirationsquellen sowie in zentrale Aspekte zeitgenössischen künstlerischen Schaffens. Sie geht darin sowohl inhaltlichen Korrespondenzen wie formalen Analogien nach und wirft einen subjektiv geprägten, künstlerischen Blick auf die Gegenwartskunst. Neben Werken der MMK-Sammlung von Andy Warhol, Douglas Gordon, Isa Genzken, Tobias Rehberger, On Kawara, Bruce Naumann und vielen mehr wird auf Wunsch der Künstlerin erstmals auch ein Werk von Pablo Picasso als Leihgabe im MMK zu sehen sein: Das berühmte Gemälde "Weinende Frau" wirkte als Ausgangspunkt für zwei Videoarbeiten Dijkstras, die in der Ausstellung präsentiert werden.
Rineke Dijkstra wurde 1959 im niederländischen Sittard geboren und arbeitete nach ihrem Studium an der Gerrit Rietveld Akademie in Amsterdam zunächst als Auftragsfotografin für Magazine, bevor sie sich ab den frühen 1990er Jahren der Fotokunst zuwandte. Auf ihren Reisen in dieser Zeit entstand die erste Portraitserie, die "Beach Portraits", die ihr zu internationalem Ansehen verhalf. Es folgten zahlreiche fotografische Werkgruppen, wie die "Park Portraits" und die Langzeit-Beobachtung des bosnischen Flüchtlingskindes Almerisa. Dijkstra geht in ihrer Arbeit der Spannung zwischen Augenblicken des Natürlichen und dem kontrollierten Ausdruck der Persönlichkeit nach. Sie setzt sich intensiv mit dem Prozess der Identitätsfindung von jungen Erwachsenen auseinander. Ihr oftmals an bekannte Kompositionen der Kunstgeschichte erinnernder Bildaufbau erzeugt eine spannungsreiche Gegenüberstellung von Betrachter und Betrachteten.
Ihre ersten beiden Videoarbeiten, "Annemiek" und "The Buzzclub", entstanden 1996/97 in den Niederlanden und Großbritannien. Sie zeigen junge Menschen an der Schwelle zum Erwachsensein geprägt durch pop- und jugendkulturelle Einflüsse. Nach über zehn Jahren kehrte Dijkstra erst 2008 wieder zum Bewegtbild zurück. Seither nehmen Videoarbeiten in ihrer künstlerischen Arbeit eine zentrale Stellung ein, was mit der Ausstellung am MMK erstmals umfassend präsentiert und gewürdigt wird.