William Forsythe (*1949) gilt als Erneuerer der Ballettsprache, der die Praxis des Tanzes neu definiert und wie kaum ein anderer die nachfolgenden Generationen von Tänzern prägt. Nach Beendigung seiner Tätigkeit als künstlerischer Direktor der Forsythe Company im Frühjahr 2015 beginnt nun für William Forsythe ein neues Kapitel in der Entwicklung seines choreografischen Werkes. Anlässlich dieses Neubeginns innerhalb seines künstlerischen Schaffens widmet das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main dem international gefeierten Choreografen, Tänzer und Künstler eine umfangreiche Werkschau.
In den letzten Jahrzehnten hat Forsythe einen unvergleichlichen tänzerischen Kosmos geschaffen: Er erarbeitete bahnbrechende Ballettchoreografien, experimentelle Tanztheaterstücke, digitale Tanzpartituren und raumbezogene Installationen, die Besucher unerwartet selbst zum Akteur werden lassen. Dazu gehört auch das Forschungsprojekt Motion Bank (Improvisation Technologies), eine digitale Plattform im Bereich der Tanzanalyse, Notation und Improvisation, die von 2010 bis 2013 entwickelt wurde.
Die Stadt Frankfurt am Main ist seit 30 Jahren eng mit dem Schaffen von William Forsythe verbunden. Hier gründete er 1984 das Ballett Frankfurt und 2004 The Forsythe Company.
Forsythe wurde mit zahlreichen international renommierten Tanzpreisen ausgezeichnet und erhielt im Jahr 2010 auf der Biennale in Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk.
Die alle Ebenen des MMK umfassende Ausstellung wird einen programmatischen Blick auf Grenzbereiche der bildenden Kunst und der Choreografie werfen und den Museumsbesuchern ermöglichen, Forsythes "Choreographic Objects" am eigenen Körper zu erfahren. Seine performativen und raumbezogenen Werke werden sich im MMK 1 mit der Museumsarchitektur von Hans Hollein verbinden. Zudem wird Forsythe mit seinen Arbeiten in einen Dialog mit Hauptwerken der MMK Sammlung treten, wie etwa Fred Sandbacks "Gray Corner Piece" (1968), Nam June Paiks "One Candle" (1988), Richard Serras "Hand Catching Lead" (1968), James Turrells "Twilight Arch" (1991), On Kawaras "Date Paintings" (1966-2000), Cy Twomblys "Problem I, II, III" (1966), John Chamberlains "Wildroot" (1959), Bruce Naumans "Perfect Balance" (1989), Florian Heckers "Event, Stream, Object" (2010), Teresa Margolles’ "Aire" (2003) oder Walter De Marias "High Energy Bar" (1966). Linie, Bewegung, Klang, Kompositionsstrukturen und performative Aspekte im Raum spielen bei all diesen Werken eine immanente Rolle.
Im Fokus der künstlerischen Arbeiten von William Forsythe stehen große raumbezogene Installationen wie "The Fact of Matter" (2009), "Additive Inverse" (2007), "Nowhere and Everywhere at the Same Time" (2005) oder die interaktive Videoarbeit "City of Abstracts" (2000); ebenso Video-Installationen wie "Stellenstellen Film" (2013 bereits eine Kooperation mit dem MMK), "Lectures from Improvisation Technologies" (1994) oder das mittlerweile legendäre "Solo" (1997). Speziell für die Frankfurter Werkschau wird William Forsythe mehrere raum- und ortsbezogene Werke neu entwickeln.
Nach Einzelpräsentationen im Dresdner Lipsiusbau in 2014, im Essener Folkwang Museum 2013, im Wexner Center for the Arts in Columbus in 2009, der Londoner Tate Modern in 2009 und der Pinakothek der Moderne in München im Jahr 2006 wird die Ausstellung im MMK die erste Präsentation, die Forsythes Werk in all seinen Facetten mit Hauptwerken der vergangen 20 Jahre vorstellt.