Mode, die nicht auf dem Laufsteg, sondern in Galerieräumen präsentiert wird. Neue Kollektionen, die nicht für den Verkauf, sondern als Unikate produziert werden. Und Fashionshows, die im Museum stattfinden: Die Grenzen zwischen Mode und Kunst werden zunehmend durchlässiger. Ein Modedesigner, der schon lange an dieser Schnittstelle arbeitet, ist Kostas Murkudis. Ihm widmet das MMK Museum für Moderne Kunst in seiner neuen Dependance, dem MMK 2, eine umfassende Ausstellung. Durch neue Präsentationsformen, die traditionelle Standards der Modewelt unterlaufen, und Entwürfe, die auf performative, skulpturale und konzeptuelle Fragestellungen eingehen, verändert Murkudis unsere Vorstellung von Mode.
Im Jahr 2013 stiftete Kostas Murkudis drei Kollektionen aus den Jahren 2010 bis 2012 dem MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main. Die Schenkung markiert den Ausgangspunkt für die umfangreiche Präsentation im MMK 2, die Murkudis’ Schaffen im Kontext der bildenden Künste zeigt. Die Ausstellungsarchitektur und Displays werden von dem Künstler Carsten Nicolai entworfen. „Künstlerische Positionen und Arbeitsweisen haben Murkudis’ Werk schon immer maßgeblich geprägt. Die Verbindungen manifestieren sich in seinem skulpturalen Ansatz, der Auseinandersetzung mit plastischen Materialien, seiner bildnerischen Praxis wie auch in den von ihm gewählten Präsentationsformen, die sich deutlich von gängigen Modeschauen abheben“, sagt Peter Gorschlüter, stellvertretender Direktor des MMK und Kurator der Ausstellung.
Von 1986 an arbeitete Kostas Murkudis für sieben Jahre intensiv mit dem Designer Helmut Lang zusammen, bevor er 1994 erstmals eine Kollektion unter seinem eigenen Namen herausbrachte. In den vergangenen 20 Jahren hat er mit vielen internationalen Labels kollaboriert und ist neben Karl Lagerfeld, Jil Sander und Wolfgang Joop einer der wenigen deutschen Designer, die es zu internationaler Bekanntheit gebracht haben. Zuletzt hat er für zahlreiche Projekte mit dem Video- und Soundkünstler Casten Nicolai kooperiert, mit dem er 2010 auch schon im MMK gemeinsam eine Modenschau im Rahmen der Ausstellung „Not in Fashion“ präsentierte. In den vergangenen Jahren entwarf Murkudis seine eigenen Kollektionen ausschließlich als Einzelteile – Originale, die keiner industriellen Verwertung und Vermarktung zugeführt wurden. Seine umfassenden Recherchen und die sichtbaren architektonischen Einflüsse sind weitere Aspekte, die sein gesamtes Werk durchziehen. Viele seiner Ideen und Entwürfe nehmen dabei Bezug auf zeitgenössische künstlerische Praxis. Ausgewählte Kollektionen, Einzelprojekte und Arbeiten aus dem Kontext der Kollektionserstellung werden im Ausstellungsdesign von Carsten Nicolai in neuem Licht gezeigt, und ermöglichen dabei Einblicke in das umfangreiche Werk des vielseitigen Gestalters.
Für die Schau im MMK 2 setzte sich Kostas Murkudis zudem mit den Verbindungen zwischen seinen Entwürfen und bedeutenden Arbeiten aus der Sammlung des MMK auseinander und kuratiert daraus eine Sammlungspräsentation. Diese beinhaltet Konzepte und Formen der Malerei, der Performance, des Ready-Mades, der Skulptur sowie weiterer Phänomene und Ansätze, mit denen sich Künstler, wie beispielsweise John Chamberlain, Jack Goldstein, Steven Parrino oder Yves Klein seit den 1960er-Jahren beschäftigt haben. Fotografische Arbeiten von Mark Borthwick und Juergen Teller sowie künstlerische Positionen, die sich in verschiedenster Weise mit Textilien auseinandersetzen, werden zudem im Dialog mit Murkudis’ Kollektionen und Einzelstücken präsentiert, unter anderem Werke von Blinky Palermo, Sigmar Polke und Franz Erhard Walther.