01.01.2009 - 31.12.2011
Das Damaskus-Zimmer ist eine prächtig bemalte und mit verschiedenen Blattmetallen verzierte Wand- und Deckenvertäfelung aus einem traditionellen arabischen Wohnhaus in Damaskus. Die Vertäfelung schmückte den Empfangsraum für Gäste und war der am prächtigsten ausgestattete Raum des ganzen Hauses.
Die aus mehr als 100 Einzelteilen bestehende Vertäfelung wurde 1899 von dem bedeutenden deutschen Kunstsammler und Kulturreformer Karl Ernst Osthaus gekauft, der den Raum in seinem Privatmuseum ausstellen wollte - heute das Folkwang-Museum in Essen. Er verlagerte jedoch sein Sammelinteresse auf impressionistische Malerei, und die Vertäfelung geriet auf dem Dachboden seines Wohnhauses in Vergessenheit. Nach seinem Tod kam das Zimmer 1930 als Geschenk in das Dresdner Völkerkundemuseum und sollte damals im Zwinger aufgebaut werden. Glücklicherweise kam es dazu nicht, sonst wäre das Zimmer während des 2. Weltkriegs verbrannt. Im Jahr 1997 wurden die wertvollen Holzpaneele und Deckenteile aus dem Depot geholt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Seither wird das Damaskus-Zimmer restauriert und etappenweise wieder aufgebaut.
Nur wenige Museen in der Welt besitzen ein solches orientalisches Empfangszimmer. Ähnliche Räume sind nur im Metropolitan Museum of Art in New York, in der Doris Duke Foundation for Islamic Art in Honolulu und im Museum for Islamic Art in Kuala Lumpur zu besichtigen. Zwei weitere Zimmer befinden sich in Deutschland: Das sogenannte Arabicum in der Villa Gutmann in Potsdam und das älteste erhaltene Zimmer dieser Art im Museum für Islamische Kunst auf der Berliner Museumsinsel - das berühmte Aleppo-Zimmer (datiert 1601-04).
Das Dresdner Damaskus-Zimmer wird das nach seiner Restaurierung die ursprüngliche Farbigkeit und Pracht dieser Empfangsräume zeigen wird. Dann können die fein aufeinander abgestimmten Farben und Blattmetalle bewundert werden, die mit hoher künstlerischer Raffinesse wirkungsvoll eingesetzt sind - poliertes Blattgold und Blattkupfer im Kontrast zu matter blauer Farbe aus gemahlenem blauen Glas, silberne Zinnfolie mit transparentem grünem Lack im Kontrast zu grob gemahlenem, zauberhaft glitzernden gelben Auripigment und kräftig leuchtender orangefarbener Mennige. Die farbenprächtige, gleichzeitig perfekt ausbalancierte Ornamentik erzeugt durch das Spiel des Lichts auf den kontrastierenden Oberflächen beinahe den Eindruck einer textilen Wanddekoration. Die Ausgewogenheit der Farben, Formen und architektonischen Gliederung zeugen von ausgesprochen hoher Kunstfertigkeit, die heutzutage unerreichbar scheint und auch nach jahrhundertelanger Nutzung und damit verbundenen Alterung der originalen Oberflächen tiefen Eindruck beim Betrachter hinterlässt.