19.05.2009 - 25.10.2009
Mit 29 Jahren wählt Uwe Lausen im September 1970 den Freitod. In dem Jahrzehnt zuvor entstand ein künstleri-sches Werk, das in den Jahren vor den Ereignissen von 1968 ohne Entsprechung ist und sich mit der Rolle des Individuums im gesellschaftlichen Kontext der Bundesrepublik der 1960er-Jahre auseinandersetzt.
1960 beginnt Lausen zunächst ein Jura- und Philosophiestudium in Tübingen, das er aber bald abbricht, um im Winter 1960/61 nach München zu gehen, wo er sich unter dem Einfluss der Malergruppe SPUR der bildenden Kunst zuwendet. Die ersten Werke sind von der informellen Malerei geprägt. Aus dieser abstrakten Bildwelt löst er sich Mitte des Jahrzehnts, indem er u. a. Fotos und Illustrierten-Ausschnitte in seine Kompositionen einbezieht und zu realistischen Motiven übergeht. In einem intensiven Schaffensprozess entstehen ab 1966 die Gemälde, in denen er die Kehrseiten des Menschen und der Gesellschaft in einer Form thematisiert, wie es bis dahin kaum einer gewagt hatte. Seine Motive stammen aus dem politischen und kulturellen Untergrund, der Aussteiger- und Drogenszene oder dem privaten Milieu und werden von ihm in einer Form behandelt, wie es sie mit der ihnen eigenen "brutalen Expressivität" und "penetranten Direktheit" (Axel Hinrich Murken) zuvor nicht
gegeben hat.
Unter dem Einfluss der Wiener Aktionisten und der aufkommenden englischen und amerikanschen Pop Art findet er in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre zu einer ihm eigenen Ausdrucksform und es gelingt ihm, "ein kompri-miertes künstlerisches Werk zu schaffen, das schonungslos unsere Veränderungen, Ängste und Albträume science-fiction-haft ans Tageslicht holt" (Klaus Hartmut Olbricht). Lausen sucht die Widersprüche und Spannungen in der bundesdeutschen achkriegsgesellschaft und der Generation seiner Eltern aufzudecken und künstlerisch zu bearbeiten: Saturiertheit, bewusstes Negieren unbequemer Aspekte jüngstvergangener deutscher Geschichte, Repression individuellen, elbstverantwortlichen Handelns sowie einer freien Entfaltung des Individuums in materiell gesättigter Umgebung - Themen, die vier Jahrzehnte nach der Entstehung der Werke nicht nur aufgrund der Unmittelbarkeit ihrer Darstellung nach wie vor Aktualität beanspruchen.
Dr. Alfred Gunzenhauser gehört zu den wichtigen Sammlern der Werke Uwe Lausens wie auch zu den einfluss-reichen Galeristen, die sich dem Werk des Künstlers widmen. So hat er bereits drei Jahre nach Lausens Freitod eine Ausstellung mit dessen Werken in seiner Münchner Galerie veranstaltet. Heute befinden sich 12 Gemälde und drei Zeichnungen im Besitz des Museums Gunzenhauser, womit sich nahezu ein Zehntel des malerischen Schaffens Uwe Lausens in Chemnitz konzentriert.
Anlässlich des 40. Todestages von Uwe Lausen veranstaltet die Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main 2010 eine große Retrospektive zum Ovre des Künstlers. Im Vorfeld dazu präsentiert das Museum Gunzenhauser über die Sommermonate 2009 den Gesamtbestand aller Gemälde Uwe Lausens aus den Jahren 1965 bis 1968.