Der Maler Hanns Reeger (1883-1965) war 1963 der erste Ehrenbürger der Stadt Talheim, der sich als Zugezogener diese Ehre verdient hatte. Reeger wurde 1883 in Kiel geboren und wuchs, nachdem er seine Eltern früh verloren hatte, bei einem Onkel auf. Doch als zusätzliches Kind konnte er nicht auf große Unterstützung hoffen, sein großes künstlerisches Talent blieb lange unerkannt und sein Wunsch, Maler werden zu wollen, fand in der Familie keine Unterstützer. So machte er sich allein auf den Weg, oft von Hunger und Existenzängsten geplagt, und schlug sich zunächst nach Leipzig und später sogar bis nach Stuttgart durch. Weder die Kunstakademie in Stuttgart noch die in München sagte ihm zu. Schließlich entschied er sich für ein Studium an der Kunstakademie in Karlsruhe, wo er seinen Meister fand: Gustav Schönleber. Der Lehrer forderte Reeger künstlerisch und förderte ihn finanziell, indem er seine Studiengebühren bezahlte und ihm Malmaterialien zur Verfügung stellte. Reeger lernte schnell, schon die Bleistiftzeichnungen aus der Studienzeit sind gekennzeichnet von einem hervorragenden Blick für das Motiv und äußerster Präzision in der Ausführung. Sogar während seiner Zeit als Soldat im ersten Weltkrieg fand er Zeit und Muße, um Landschaft und Denkmäler in Frankreich, Österreich und Tschechien festzuhalten. Als er nach dem Krieg endlich seine heimliche Liebe, die Bauerstocher Anna Gmelich heiraten und in Talheim sesshaft werden konnte, war auch genug Geld für Leinwände da und es entstanden die ersten Gemälde seit der Studienzeit. An den idyllischen Realismus der ersten 10 Jahre des 20. Jahrhunderts konnte er jedoch nicht mehr anknüpfen. Wieder holte er sich Inspiration aus Karlsruhe und schloss sich der dortigen Ausprägung der Neuen Sachlichkeit an. Gerade als er begann, sich darüber hinaus mit Malergrößen wie Wassily Kandinsky und Max Beckmann zu beschäftigen, begann die Naziherrschaft, die es verstand, moderne Strömungen zu unterbinden. Reeger gab seine Ambitionen in Richtung abstrakte Malerei auf und wendete sich wieder der schwäbischen Landschaftsmalerei, dem Stilleben und verschiedenen Porträtaufträgen zu. Nach dem 2. Weltkrieg verarbeitete er dann lange die Erlebnisse aus beiden Kriegen in seinen Gemälden, Zeichnungen und Grafiken. In seinem Spätwerk widmete er sich immer wieder religiösen Themen, die sich in Bildmotivik und Farbwahl an die Malerei der Alten Meister, besonders eines Dürer, Rembrandt oder Cranach anlehnten. Hanns Reeger starb vor 50 Jahren, am 7. Juli 1965, in Talheim. Der größte Teil seines Nachlasses ging an die Städtischen Museen Heilbronn, da Reeger dazu beitragen wollte, dass sich in Heilbronn ein Kunstmuseum entwickeln konnte. Dieser Wunsch hat sich erfüllt, und so freuen wir uns, dass wir heute große Teile seines Nachlasses – ca. 70 Ölgemälde und Zeichnungen – restauriert und aufbereitet, einem größeren Publikum zugänglich machen können. Werke seiner Lehrer Gustav Schönleber und Hans Thoma und verschiedener späterer Kollegen kommen aus der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe nach Heilbronn, so dass die Werke Reegers erstmals in ihrem kunstgeschichtlichen Zusammenhang gezeigt werden können.