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Museum im Wasserwerk


Müggelseedamm 307
12587 Berlin
Tel.: 030 86 44 76 95
Homepage

Öffnungszeiten:

Fr, Sa 10.00-18.00 Uhr
So 10.00-16.00 Uhr

Zeugnisse der Spaltung - Kanalisation im geteilten Berlin

06.11.2009 - 21.08.2011
Der 20. Jahrestag der Wende in der DDR und die Öffnung der Mauer am 9. November 1989 geben Gelegenheit auf ein Thema hinzuweisen, dass auch heute noch wenig beachtet und in der Beschreibung der Grenzproblematik in Berlin kaum eine Rolle spielt Die Ausstellung beschreibt die "unterirdischen Grenze" die durch die Kanalisation verlief. Folgende Themen stehen dabei im Mittelpunkt: Sperranlagen in der grenzüberschreitenden Kanalisation, Fluchten durch die Kanalisation, Autarkiebestrebungen in Ost und West; Einerseits durch den Bau von Klärwerken im Westteil und die geplante und zum Teil durchgeführte Trennung des Abwassernetzes, Entflechtung genannt, im Ostteil Berlins. Außergewöhnliche Dokumente Fotos und gegenständliche Exponate, dokumentieren diese besondere Problematik Berlins unter den Bedingungen der geteilten Stadt ab 1949. Die Teilung hatte, wie auf die gesamte Infrastruktur, auch Auswirkungen auf die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Berlins. Während die Wasserversorgung im Prinzip bereits seit 1950 getrennt war, blieb die Entwässerung noch lange Zeit ein gesamtstädtisches Gefüge. Dieses Entwässerungssystem hatte ab 1873 James Hobrecht, Baurat und Chefingenieur der Kanalisation, projektiert und bauen lassen. Er sah für Berlin zwölf voneinander unabhängige Entwässerungsgebiete, auch Radialsysteme genannt, vor, die mit Pumpwerken und Rieselfeldern verbunden waren. Hobrecht hatte damit ein einheitliches, hochmodernes und in die Zukunft weisendes Entwässerungssystem geschaffen, das Berlin als stetig wachsendem Industriestandort Rechnung trug. Nach der Spaltung Berlins ging die Sektorengrenze durch einige der Entwässerungsgebiete, die grenzüberschreitenden Kanäle wurden Teil der unterirdischen Grenze. Fluchtwege und Sperrgitter Bereits Mitte der fünfziger Jahre wurden auf Veranlassung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR entlang der Sektorengrenze zwischen Ost- und Westberlin die ersten Sperrgitter in einige begehbare Kanäle eingebaut. Nach dem 13. August 1961 begann der flächendeckende Einbau von Sperranlagen in die Kanalisation im gesamten Grenzbereich, um Fluchten rigoros zu verhindern. Wie die oberirdische Mauer, wurden im Laufe der nächsten Jahre diese Anlagen um- und ausgebaut und weiter perfektioniert. Ca. 54 Sperranlagen der verschiedensten Art waren das Ergebnis des jahrzehntelangen unterirdischen Grenzausbaus. Die Ausstellung zeigt zu dem Thema zwei besondere Exponate: Zwei originale Sperrgitter unterschiedlicher Bauart, die nach dem Ausbau 1999 dem Museum übergeben wurden. Trotz der Gitter war die Kanalisation ein wichtiger, ab 1961 oft der einzige Fluchtweg. Einer der meistgenutzten Kanäle war der unter der Gleimstraße in Prenzlauer Berg und Wedding. Noch bis Mitte 1962 gelang es vielen Menschen durch einige begehbare Kanäle nach Westberlin zu gelangen, bis auch das nicht mehr möglich war. Einige Fluchtversuche gab es immer wieder bis 1980. Die Berichte von drei ehemaligen Flüchtlingen beschreiben auf eindrucksvolle Weise dieses Erlebnis und können in der Ausstellung nachgelesen werden. Abschottung und Verständigung Das ursprünglich einheitliche Berliner Abwassersystem musste auch nach der Spaltung der Stadt funktionieren. Das zwang zu sachlicher Zusammenarbeit auf politischer und betrieblicher Ebene. Zahlreiche Dokumente und immer wieder getroffene Verträge und Vereinbarungen zwischen DDR-Ministerien und dem Senat von Westberlin belegen das. Die Zementierung der Teilung führte in beiden Stadthälften allerdings auch zu Überlegungen, wie die jeweils eigene Entwässerung unabhängig vom ehemaligen Partner umfunktioniert werden könnte. Auf Westberliner Seite wollte man durch den Bau von Klärwerken weniger abhängig von Reinigungsanlagen in der DDR werden. Spätestens seit 1983 konnten große Abwassermengen in den zwei eigenen Kläranlagen gereinigt werden. Mit der Inbetriebnahme der Klärwerke Ruhleben (1963) und Marienfelde (1974) konnte das realisiert werden. Nachdem es in der DDR bereits seit 1970 praktische Schritte gegeben hatte, fasste das Politbüro der SED 1983 vor allem aus finanziellen Gründen einen Beschluss, der die Entflechtung, das heißt die Trennung des Berliner Abwassernetzes bis 1990 festlegte. Danach sollte das Abwasser, das vom Ost- in den Westteil Berlins floss, an der Grenze abgefangen und auf Rieselfelder oder Klärwerke im Ostteil umgeleitet werden. Hierzu mussten Kanäle abgemauert und umgebaut, Abwasserpumpwerke errichtet und neue Abwasserdruckrohrleitungen verlegt werden - ein umfangreiches, mit extrem hohen Kosten verbundenes Programm. Bis zum Fall der Mauer 1989 waren große Teile dieses Programms bereits realisiert. Nach der Grenzöffnung begannen Mitarbeiter des Ostberliner Betriebes Wasserversorgung und Abwasserentsorgung im März 1990 umgehend mit dem Ausbau der Sperranlagen aus den Grenzkanälen. Gleichzeitig wurden alle, im Zuge der Entflechtung entstandenen Grenzpumpwerke und Kanalumschlüsse zurückgebaut. Berlin hatte somit wieder ein einheitliches, leistungsfähiges Entwässerungsnetz, ohne Grenzen und Trennlinien.

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