26.03.2011 - 07.08.2011
Das Museum Kunstpalast präsentiert vom 26. März bis 7. August 2011 die erste große Retrospektive seit mehr als 30 Jahren zum Gesamtwerk des Künstlers Johan Thorn Prikker. Die Schau des vor allem durch seine Jugendstilwerke bekannt gewordenen Niederländers umfasst mit über 130 Werken alle Gattungsbereiche, in denen der vielfältige Künstler tätig war: Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Mosaiken, Wandmalereien, Glasfenster, Möbel, Designobjekte, Textilkunst, Bucheinbände und Teppiche. Die Ausstellung mit dem Titel "Johan Thorn Prikker. Mit allen Regeln der Kunst. Vom Jugendstil zur Abstraktion" wird in Kooperation mit dem Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam, gezeigt.
Die Düsseldorfer Retrospektive zum Leben und Werk Thorn Prikkers präsentiert eine Vielzahl von Malereien und Zeichnungen so z.B. die Gemälde 'Die Braut' und 'Madonna im Tulpenfeld', die heute zu den herausragenden Arbeiten des niederländischen Symbolismus gehören. Vor allem Originalentwürfe zu seinen bedeutenden Monumentalmalereien wie 'Der Sämann' oder 'Die Hafenarbeiter' (Rotterdamer Rathaus) stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Ein besonderes Highlight bildet ein kapellenartiger Bau, in dem mehr als 20 lichtdurchflutete Originalfenster des Künstlers eingelassen sind, u.a. verschiedene Ornamentfenster für das ehemalige Neusser Gesellenhaus sowie für die Dreikönigen Kirche in Neuss 'Ecce Homo', das Glasfenster 'Blutendes Herz' sowie weitere geometrische Glasarbeiten.
Aber auch die unbekannteren Arbeiten Johan Thorn Prikkers werden in der Ausstellung einen wichtigen Platz einnehmen: so z.B. seine wunderbaren neoimpressionistischen Landschaftszeichnungen aus Visé oder seine anarchistischen Blätter aus den späten 1890er Jahren. Verschiedene Möbel sowie reizvolle Batik- und Textilentwürfe, u.a. für "Arts and Crafts" in Den Haag, ebenso wie Intarsienkästen sind nicht nur lebhafter Beweis für das kreative Potential des Künstlers, sondern zeugen gleichzeitig von der Modernität seines kunsthandwerklichen Schaffens.
Johan Thorn Prikkers (Den Haag 1868 - 1932 Köln) künstlerische Laufbahn beginnt 1881 an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Den Haag mit dem Studium der Malerei. Bereits in den 1890er Jahren etabliert er sich in den Niederlanden mit Gemälden und Zeichnungen als zwar eigenwilliger, aber unbedingt ernstzunehmender Künstler. Weitaus bekannter wird Thorn Prikker dann jedoch im Bereich der Wand- und Glasmalerei. Im Jahr 1904 verlässt er die Niederlande, um in Krefeld an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule (heute Werkkunstschule) zu lehren. Auf Einladung von Karl Ernst Osthaus siedelt er nach Hagen um. Hier gestaltet Thorn Prikker u.a. für den Hagener Hauptbahnhof ein Monumentalfenster mit dem programmatischen Titel 'Der Künstler als Lehrer für Handel und Gewerbe'. Durch seine Mitgliedschaft im Deutschen Werkbund seit 1909 ergeben sich eine Vielzahl von interessanten und lukrativen Kontakten, die zu wichtigen Aufträgen führen: so etwa für die Wandgemälde, Fenster und Mosaike der ehemaligen Hagener Stadthalle, von denen u.a. ein großes Probemosaik 'Die Lautenspielerin' in der Ausstellung gezeigt wird.
Neben seiner vielseitigen künstlerischen Arbeit in den Niederlanden und Deutschland war es auch seine Lehrtätigkeit an den Kunstgewerbeschulen in Krefeld und München, an der Kunst- und Handwerksschule in Essen, an der Düsseldorfer Kunstakademie und an den Kölner Werkschulen, mit der Thorn Prikker einen immensen Einfluss auf die Monumentalkunst in Deutschland nahm. Dies bezeugen eindrucksvoll die zur Architektur des Museum Kunstpalast gehörenden Glasfenster und Mosaiken, die eine Art 'Herzstück' der Ausstellung bilden. Ausgeführt 1925, schmücken die Wandmosaike 'Der Tag' und 'Die Nacht' den nördlichen Eckpavillon des NRW-Forums sowie den südlichen Eckpavillon des Museum Kunstpalast. Das großformatige, zur Rheinseite gelegene hohe Glasfenster im Foyer des Sammlungsflügels komplettiert dieses beeindruckende architektonische Gesamtensemble. Alle drei Werke waren 1926 Teil des künstlerischen Programms für die Bauten der Grossaustellung GeSoLei (Gesundheitspflege, Soziale Fürsorge und Leibesübungen), in die 1927 die Düsseldorfer Kunstsammlungen einzogen.