Zu den großen Themen des ausgehenden 19. Jahrhunderts gehörte die Beziehung der Geschlechter. Das Hauptinteresse galt dabei der „Enträtselung“ des weiblichen Wesens, das als Abweichung von der Norm, d.h. von der Natur des Mannes, verstanden wurde. Auch der Maler, Bildhauer und Graphiker Max Klinger (1857– 1920) beschäftigte sich in seinem Werk immer wieder mit den gesellschaftlichen Bedingungen von Liebe und Sexualität.
In der Ausstellung „Max Klinger. Das rätselhafte Weib“ wird die Auseinandersetzung mit diesem Thema anhand von zwei sehr unterschiedlichen graphischen Zyklen des Fin de Siècle-Künstlers visualisiert.
In dem frühen Werk Ein Handschuh (1882, 10 Blätter und ein Deckblatt) schildert Klinger in wenigen Bildern einen (Alp-)Traum, den der Fund eines Handschuhs, eines Symbols für die Frau, bei dem männlichen Protagonisten auslöst.
In seinem letzten Zyklus Zelt (1915, 46 Blätter verteilt auf zwei Teile mit je einem Deck-blatt und Inhaltsverzeichnis), erfindet er ein fantastisches Märchen, in dem detailliert die unterschiedlichsten Formen der Liebe bis hin zu Gewalt und Tod dargeboten werden. Die Gegenüberstellung beider Folgen verdeutlicht nicht nur Klingers innere sondern auch seine enorme stilistische und technische Entwicklung.