Aus Anlass des 100. Bauhaus-Jubiläums zeigt das Museum Kurhaus Kleve im Sommer 2019 in den historischen Kursälen seine Sammlung von Keramiken aus der Zeit um 1930. Die unkonventionelle und besonders reiche Präsentation ausgerechnet im ältesten Museumsteil soll den bahnbrechenden Fortschritts- und Stilgedanken der Objekte im Wandel der Zeiten demonstrieren und einen absichtlichen Kontrast zwischen Raum und Objekt schaffen.
Noch heute weisen die Keramiken eine zeitlose Formensprache auf, die sie seit ihrer Entstehung zu Ikonen der Moderne stilisiert.
Die Keramik der Weimarer Republik verdeutlicht den Aufbruch der Kunst in eine neue Zeit. In der seriellen Fabrikation schlägt sich die Entwicklung der Abstraktion in Form und Dekor unmittelbar nieder. In nur einem Jahrzehnt entstand diese für Jahrzehnte gültige neue Sprache in der Form und Farbe, die in der NS-Zeit durch eine „Rebarockisierung“ unterbrochen wurde.
Im Museum Kurhaus Kleve steht dabei nicht das einzelne Objekt im Zentrum der Ausstellung, sondern eine geordnete Vielfalt und Fülle, in der sich der unmittelbare Niederschlag der Kunst auf die Keramik zeigt. Die Bauhaus-Idee selbst konzentrierte sich nicht auf singuläre Werke, sondern auf die Reproduzierbarkeit, Erschwinglichkeit und Zugänglichkeit ihrer Produkte vor allem für die „einfachen Leute“. Diesem Denken schritten vor allem die Künstlerinnen voran, durchaus folgerichtig, da die bis heute kommerziell erfolgreichsten Werkstätten des Bauhauses die der Keramik und der Weberei waren.
Das Bauhaus markierte einen Kristallisationspunkt der Moderne, von dessen Ideen sich vor allem viele Keramikerinnen anstecken ließen. Herausragende Entwerfer dieser Zeit waren besonders Frauen wie Eva Stricker-Zeisel, Margarete Heymann-Loebenstein, Ursula Fesca, Hedwig Bollhagen, Marguerite Friedlaender und mehr – die im Fokus dieser Ausstellung stehen werden.