Am Sonntag, dem 9. September 2012, öffnet das erweiterte Museum Kurhaus Kleve - Ewald Mataré-Sammlung seine Türen für das Publikum. Erstmals zu erleben ist dann nicht nur ein neuer Museumsteil, das restaurierte sog. „Friedrich-Wilhelm-Bad“ mit dem Atelier von Joseph Beuys, sondern auch die Sammlung des Museum Kurhaus Kleve in allen ihren Facetten. Die Eröffnungsausstellung trägt den Titel „Mein Rasierspiegel“ und umfasst Meisterwerke vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Das Museum Kurhaus Kleve wurde im April 1997 eröffnet und hat sich seitdem zu einer der ersten Adressen für moderne und zeitgenössische Kunst in Nordrhein-Westfalen entwickelt. Zweimal wurde es von der deutschen Sektion der AICA ausgezeichnet: 2004 als „Museum des Jahres“ und 2011 für die Ausstellung von Carl Andre 2011. Es ist untergebracht im ehemaligen Kurhaus der Stadt Kleve, einem klassizistischen Gebäudekomplex aus dem 19. Jahrhundert. In einem ersten Bauabschnitt wurden zwischen 1992 und 1996 die beiden jüngeren Kompartimente des historischen Kurhauses, das frühere Badhotel und die Wandelhalle (1871-73), museal nutzbar gemacht. Der zweite Bauabschnitt integriert mit dem Friedrich-Wilhelm-Bad nun endlich auch den ältesten, 1845-46 errichteten, Gebäudeteil und bedeutet im eigentlichen Sinn die Vollendung des Museums.
Das Museum Kurhaus Kleve erhält rund ca. 700 m² Ausstellungsfläche hinzu, und zwar v. a. innerhalb des denkmalgeschützten Bestandes. Wesentliche Elemente der ursprünglichen Architektur konnten erhalten oder rekonstruiert werden. Wichtige Zugewinne sind der spektakuläre acht Meter hohe Katharina von Kleve-Saal, der das bisherige Museum organisch mit dem neuen Teil verklammert, sowie ein unterirdisches Graphikkabinett. Wie schon beim ersten Bauabschnitt zeichnet auch diesmal Prof. Walter Nikkels als Entwerfer für die Architektur verantwortlich. Realisiert wurde die Baumaßnahme von der Planungsgemeinschaft Museum Kurhaus Kleve – Prof. Walter Nikkels, Dieter Willinek, Ingrid van Hüllen.
Als besonderer Glücksfall muss gelten, dass das neu zu eröffnende Friedrich-Wilhelm-Bad jene Räume birgt, die Joseph Beuys in einer entscheidenden Phase seines Lebens und Schaffens als Atelier dienten. Das Museum Kurhaus Kleve ist damit das einzige Museum für moderne und zeitgenössische Kunst weltweit, das in seinen Mauern mit den authentischen Atelierräumen einer für die Kunst des 20. Jahrhunderts derart zentralen Persönlichkeit aufwarten kann. Nach seiner tiefen Krise Mitte der fünfziger Jahre erfand Beuys sich in seinem Klever Atelier als Künstler neu. Hier legte er zwischen 1957 und 1964 den Grundstein für seine spätere Weltgeltung. Nach der Auflösung von Wohnung und Arbeitsplatz am Düsseldorfer Drakeplatz sind die Räume im Friedrich-Wilhelm-Bad (abgesehen von der Kunstakademie Düsseldorf) die letzte authentische Wirkungsstätte von Joseph Beuys, die in Nordrhein-Westfalen überhaupt noch existiert und öffentlich zugänglich ist.
Die Sammlungspräsentation „Mein Rasierspiegel“ (09.09.2012-07.04.2013) wird kuratiert vom früheren Leiter und jetzigen Senior Kurator des Klever Museums, Drs. Guido de Werd, der damit die Bilanz seiner vierzigjährigen Arbeit vor Ort zieht. Die Ausstellung wird sämtliche Säle des Museum Kurhaus Kleve umfassen und zum ersten Mal überhaupt alle Aspekte der facettenreichen Bestände präsentieren, beginnend mit der Skulptur des Mittelalters über den Barock und die große Zeit der Gartenkunst in Kleve, die Graphiksammlung Robert Angerhausen und das Kunsthandwerk bis hin zur Kunst der Moderne und der Gegenwart mit den beiden Schlüsselfiguren Ewald Mataré und Joseph Beuys.