18.06.2010 - 24.10.2010
Von der ruhmreichen Sowjetunion war allerorten die Rede, aber besuchen durften selbst DDR-Bürger jenes Mutterland des Kommunismus nur, wer sich den offiziellen Einreisebestimmungen unterwarf. Auf eigene Faust zu reisen, war schlichtweg verboten. Es gab jedoch ein bürokratisches Schlupfloch: Man benötigte dazu ein Transitvisum, das einen für 48 Stunden berechtigte, einzureisen, auch wenn damit keinerlei Genehmigung verbunden war, sich dort auch aufzuhalten. Eine Vielzahl wagemutiger junger Menschen wagten trotz des Verbotes diesen Schritt. Was konnte falsch daran sein, die deutsch-sowjetische Freundschaft beim Wort zu nehmen? Wochenlang reisten sie vom Baltikum bis in den Kaukasus, durch die Steppe bis nach Sibirien, ein Riesenreich mit elf Klimazonen durchquerend. Wer sich so jenseits der offiziellen Touristenpfade durch die Sowjetunion bewegte, erlebte ein zerrissenes, marodes und mitunter absurdes Land, das zwar in der Lage war, einen Sputnik ins All zu schießen, aber bei den einfachsten Alltäglichkeiten scheiterte.
In der Ausstellung "Unerkannt durch Freundesland" werden bislang unveröffentlichte Fotoserien, Dokumente und Schmalfilme aus den siebziger und achtziger Jahren präsentiert, die von der Faszination erzählen, die dieses Land mit all seinen Widersprüchen zwischen Mythos und Zerfall ausstrahlte. Hinter jedem Bild steckt eine Geschichte, die von der abenteuerlichen Art des Reisens zeugt, und wie es ist, wenn man sich ohne gültige Papiere "unerkannt durch Freundesland" bewegt und die Miliz hinter jedem Fotografen gleich einen Spion vermutet.