02.03.2012 - 29.04.2012
Das Heimatmuseum zeigt anlässlich des 100. Todestages des Berliner Kunstschmiedes Ottomar Holdefleiss die Ausstellung „Ottomar Holdefleiss, Schmiedekunst aus Berlin von Schulz & Holdefleiss“. Mit über 250 Fotos und Exponaten wird die Geschichte der Firma von den Anfängen 1888 bis zum Ende um 1936 dokumentiert.
Mit dieser Ausstellung ist die wahrscheinlich umfassendste Darstellung des Schmiedehandwerks im Berlin jener Zeit gelungen. So können die Besucher die Geschichte der Schmiedekunst in Berlin besonders eindrucksvoll nachvollziehen,
Berlin war um 1900 eine weltweit bekannte Stadt für Kunstschmiedearbeiten. Namhafte Firmen wie Ed. Puls und Schulz & Holdefleiss hatten hier ihre Firmensitze. Der Tegeler Kunstschmied Ottomar Holdefleiss (1855-1912) war Gründer und Inhaber der Berliner Firma "Schulz & Holdefleiss". Die Firma in der Fennstraße 13 erlangte Anfang des 20. Jahrhunderts Weltruf. Der gefragte Kunstschmied Holdefleiss, der in seiner Kunstschmiedewerkstatt bis zu 300 Angestellte beschäftigte, errang 1896 die Goldmedaille auf der Berliner Gewerbeausstellung und repräsentierte Deutschland mit seinen Arbeiten auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900. Aus seiner Werkstatt stammen unter anderem die großen Beleuchtungsmasten sowie die Türen für das Kriegerdenkmal in Indianapolis und das Portal der Eingangstore des Friedenspalastes in Den Haag.
Auch in Berlin entdeckt man noch eine große Anzahl von Werken, die das künstlerische und handwerkliche Schaffen von Ottomar Holdefleiss unter Beweis stellen. So stammt das Bronze-Kirchenportal an der evangelischen Kirche in Tegel von ihm.
Die „Villa Holdefleiss“ in der Adelheidallee 5-7 als repräsentatives Wohnhaus von Holdefleiss ist heute noch erhalten. Hier empfing der Kunstschmiedemeister seine prominenten Gäste, darunter den Reichskanzler Bismarck. Das Eisenfachwerkhaus wurde im Landhausstil gebaut und ist mit von Holdefleiss geschmiedeten Ornamenten und Ausstattungsstücken versehen. Im Zaun entdeckt man das Monogram des Künstlers. Heute befindet sich dort eine Seniorenfreizeiteinrichtung.
Den Höhepunkt der Ausstellung bildet eine geschmiedete Skulptur, die durch die Unterstützung des Förderkreises für Bildung, Kultur und internationale Beziehungen Reinickendorf e.V. aus dem Stadtmuseum Berlin ausgeliehen werden konnte. Es handelt sich um eine lebensgroße Brunnenfigur eines Knienden in Rüstung mit den Gesichtszügen Bismarcks. 1896 wurde sie auf der Berliner Gewerbeausstellung gezeigt.
Durch zwei Weltkriege sind viele Arbeiten zerstört worden, auch die Firmengeschichten gingen verloren. Zahlreiche Schmiedearbeiten wurden beschlagnahmt und eingeschmolzen, in den Kriegen zerstört oder durch mangelndes Interesse dem Verfall preisgegeben. Jetzt kann in der Ausstellung die Geschichte der Schmiedekunst ab 1888 exemplarisch an der Geschichte der Firma Schulz & Holdefleiss nachempfunden werden.