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Museum Schloss Wilhelmshöhe


Schlosspark 1
34131 Kassel
Tel.: 0561 316 80 0
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr

Dem künstlerischen Genius auf der Spur

08.10.2010 - 09.01.2011
Anhand des Bestandes an italienischen Handzeichnungen in der Graphischen Sammlung der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) geht die Ausstellung „Dem künstlerischen Genius auf der Spur“ der Bedeutung der Zeichenkunst für den künstlerischen Schaffensprozess nach. In keinem anderen Medium wird der Betrachter so unmittelbar mit dem Entstehen der Idee, der Inspiration oder dem „Genius“ konfrontiert wie in der Zeichenkunst. Dies macht die besondere Faszination dieser Gattung aus. Am Beginn des künstlerischen Entwurfsprozesses steht die Zeichnung. Mit rasch hingeworfenen Strichen bringt der Künstler eine erste Ideenskizze auf das Papier. Er erprobt und verwirft Varianten, legt Detailstudien zu einzelnen Motiven an und setzt sich so lange zeichnerisch mit der Komposition auseinander, bis Idee und Entwurf im Einklang stehen und der Ausführungsentwurf festgelegt werden kann. Erst dann wird die Zeichnung in ein anderes Medium - in Malerei, Bildhauerei oder Architektur - umgesetzt. Seit der Renaissance genoss die Zeichenkunst nicht nur wegen ihrer Bedeutung für den künstlerischen Entwurfsprozess eine besondere Wertschätzung. Über diese dienende Funktion hinaus wurde sie als Mittel zur Erkenntnis, als „anschauliche Form des Denkens“ oder Ort der künstlerischen Inspiration vor den anderen Künsten ausgezeichnet. So kann der kunsttheoretisch vieldiskutierte Begriff „disegno“ im Italienischen gleichermaßen „Zeichnen“ und „Zeichnung“ wie „Plan“, „Entwurf“ oder sogar „Idee“ bedeuten. Ermöglicht wurde die Ausstellung durch ein umfangreiches Vermächtnis, das die Graphische Sammlung im Jahr 2001 von dem ehemaligen Kasseler Museumsdirektor und Sammler Prof. Erich Herzog (1919-2000) erhielt. Herzog hatte in den 1970er Jahren eine beachtliche Sammlung an Zeichnungen italienischer Meister des 16. bis 18. Jahrhunderts zusammengetragen, die nach einer aufwendigen, aber wissenschaftlich ergiebigen Bearbeitung erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Dabei wurden zahlreiche Entdeckungen gemacht, die Entstehungsumstände etlicher Werke beleuchtet, alte Zuschreibungen korrigiert oder neue vorgenommen. Die Ausstellung, in der ausgewählte Leihgaben hinzugezogen werden, die mit den Werken aus eigenem Bestand in direkter Beziehung stehen, bringt dem Betrachter nicht nur die faszinierende Welt der künstlerischen Ideenfindung nahe, sondern auch die häufig kriminalistisch anmutende Methodik der kunsthistorischen Handzeichnungsforschung. Schwerpunkte bilden die folgenden Themen: • Der Beginn jeder künstlerischen Ausbildung: Zeichnen und Kopieren • Zeichnungen als Ideenschatz: Ricordi • Die Zeichnung als Ausdruck der künstlerischen Idee: Von der ersten Skizze zur Ausführung • Den Sammlern auf der Spur: Von Stempeln, Montierungen und Beschriftungen • Der Kunsthistoriker auf Spurensuche: Zur Methodik der Handzeichnungsforschung Das Herzstück der exquisiten Ausstellung bildet der kleine, aber hochkarätige Bestand von Zeichnungen Veroneses, an dem ergänzt durch herausragende Leihgaben exemplarisch der Weg der künstlerischen Ideenfindung nachvollzogen wird.

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