Aus seiner Sammlung mittelalterlicher Gewänder präsentiert das Museum Schnütgen eine neue Auswahl textiler Kostbarkeiten. Eine wahre Seltenheit ist die Gruppe zarter weißer Untergewänder eines Geistlichen aus dem 14. Jahrhundert. Die tiefblauen Festkleider, die dem Ornat der Kölner Kirche St. Andreas entstammen, bilden einen weiteren Höhepunkt der Ausstellung.
Bereits im Mittelalter hoben sich kirchliche Gewänder aus reich verzierten Seiden mit ihren satten Farben und wertvollen Besätzen von der Alltagskleidung der Menschen ab. Ihr besonderer Reiz geht über ihre schmückenden Stoffe jedoch weit hinaus: Jedes einzelne Gewandstück war eingebunden in einen rituellen Ankleideprozess zur Vorbereitung auf den Gottesdienst.
Durch das Bekleiden mit kirchlichen Gewändern, begleitet von Ankleidegebeten, sollten Priester und Bischöfe einen Reinigungsprozess und hierdurch einen Übergang vom Weltlichen ins Heilige vollziehen. Im feierlichen Ritus legten die Geistlichen damit ihren Alltag mit seinen Sünden und Versuchungen symbolisch ab. Gereinigt konnten sie anschließend als würdige Amtsträger die Feier des Messopfers am Altar zelebrieren.
Die Präsentation lädt dazu ein, anhand eindrucksvoller Festkleider und exquisiter Schatzkunstobjekte dieser spirituellen Verwandlung nachzuspüren. Das zur Ausstellung entstandene Filmprojekt und ein kreatives Workshopprogramm regen dazu an, sich mit Fragen wie diesen eingehender auseinanderzusetzen.