Inseln sind Sehnsuchtsorte.
Geheimnisvoll ruhen sie in der Ferne, umgrenzt von einsamen Stränden, nebelverhangenen Ufern oder sonnenverbrannten Klippen. Als eigenständiger Kosmos grenzen sie sich gegen den Rest der Welt ab. Raum und Zeit haben hier eine andere Bedeutung, das Dasein auf dem Eiland erscheint dem Alltag entrückt.
Auf der abgeschiedenen, aber überschaubaren Bühne der Insel können sich sehr unterschiedliche Dramaturgien entwickeln: Sie verspricht den einen Glückseligkeit und Abenteuerlust, den anderen droht sie mit Verbannung und trostloser Ödnis. In dieser Ambivalenz gleicht die Insel somit dem Begehren – Idylle und Desaster, Paradies und Hölle liegen nahe beieinander.
Die Ausstellung führt von den Inseln der Dichterinnen und Dichter, wo sie in geschützter Ferne Inspiration für ihre Arbeit fanden, über die imaginierten Inseln wie Mörikes Orplid oder die Glass Town-Geschichten der Geschwister Brontë zu den mythischen Inseln der Liebenden und den utopischen Inseln der Philosophen, den Inseln der Seefahrer, Schatzsucher und Schiffbrüchigen, aber auch zu den trostlosen Eilanden der Sträflinge und den Inseln der letzten Ruhestätte. Die unterschiedlichen Funktionen und Ausbildungen des Insel-Motivs in der Literatur bilden einen faszinierenden Archipel, zu dessen Entdeckung die Ausstellung einladen möchte.