21.03.2012 - 03.03.2012
Horch - ein Schrank geht durch die Nacht,
voll mit nassen Hemden -
den hab ich mir ausgedacht,
um Euch zu befremden.
Das ist ein Nonsense-Gedicht, geschrieben von F.W. Bernstein (*1938) in den Siebzigerjahren.
Entstanden ist diese merkwürdige Literaturgattung aber viel früher: Am 10. Februar 1846 erschienen zwei Hefte voller Limericks und Zeichnungen unter dem Titel «A Book of Nonsense». Sie stammten vom Tiermaler Edward Lear (1812-1888), und erfunden hatte er sie, um Kinder zu amüsieren.
Ebenfalls für Kinder entstand die Geschichte, die 1865 unter dem Titel «AliceÂ’s Adventures in Wonderland» erschien. Hinter dem Namen des Autors Lewis Carroll (1832-1898) verbarg sich Charles Lutwidge Dodgson, ein Mathematikdozent aus Oxford.
Den Büchern gemeinsam war, dass sie die Wirklichkeit nicht als gegeben hinnahmen. Sie schufen vielmehr neue Welten, in denen andere Regeln galten als in der strengen Welt von Königin Victoria, die damals regierte. Und weil das Ganze ja unter «Unsinn» und «Kinderbücher» lief, konnte man sich Frechheiten und Angriffe auf die herrschende Moral leisten, die sonst undenkbar gewesen wären.
Die Ausstellung stellt auch Christian Morgenstern (1871-1914) vor, der - ohne Lear und Carroll zu kennen - den deutschen Nonsense begründete. In seiner Nachfolge zu sehen sind F.W. Bernstein und seine Freunde Robert Gernhardt (1937-2006) und F.K. Waechter (1937-2005), die mit allen möglichen Arten von Komik experimentierten.
In der Schweiz derweil entwickelte Kaspar Fischer (1938-2000) neue Formen von Theater. Darin spielten Menschen nicht nur Menschen, sondern auch Gegenstände oder Gefühle, ja in einem Fall gar sämtliche Zutaten einer Gemüsesuppe.
Immer schon hatte der Nonsense eine grosse Vorliebe für Bild, Musik und Vortragskunst. Deshalb gibt es in dieser Ausstellung nicht nur viel zu sehen, sondern auch zu hören. Der schottische Schauspieler Graham F. Valentine, bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Christoph Marthaler, hat eigens dafür Texte auf Deutsch und Englisch eingelesen. Und der Schweizer Komponist und Sänger Markus Schönholzer, dem wir unter anderem den Song-Zyklus The Circus McGurkus und das Musical Die Schweizermacher verdanken, hat für jeden Schwerpunkt der Ausstellung eine neue Komposition geschaffen.