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Museum Tinguely


Paul Sacher-Anlage 2
4002 Basel
Tel.: 061 681 93 20
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Sodeli, d'Kuttlebutzer

23.01.2013 - 14.04.2013

Pünktlich zu den diesjährigen Fasnachtsaktivitäten thematisiert das Museum Tinguely dieses traditionsreiche, Basler Ereignis. Im Fokus der neuen Sonderausstellung steht die Fasnachts-clique „Kuttlebutzer“, in der Jean Tinguely fast 20 Jahre aktiv war. Sie prägten von 1957 bis 1999 mit ihrer Kreativität und ihrem Nonkonformismus die Basler Fasnacht. Gezeigt werden Entwürfe, Requisiten, Larven (Masken) und zahlreiche Begleitdokumente der „Kuttlebutzer“ - und somit auch die Entwicklung dieses grössten, jährlich stattfindenden Volksfestes der Schweiz.
Grafiker, Gestalter und Künstler beeinflussten die Gruppe massgeblich. Sie verbrachten die Fas-nachtstage stets abseits der üblichen Pfade. Ihre permanente Auflehnung gegen das organisierende Fasnachtscomité war legendär, sie führte zu spektakulären Aktionen wie dem grossen Bumm 1974, bei dem das Comité mit Rauch und Petarden sinnbildlich in die Luft gesprengt wurde. Diese Aktion war die erste, bei der auch Jean Tinguely als „Kuttlebutzer“ tätig wurde. Er war der Sprengmeister und entwarf später mehrere Fasnachtszüge seiner Clique. Insbesondere die Stadtindianer (1976) und die Atompolizei (1985), sowie der Pleitegeier- und Phönixzug von 1988, den er gemeinsam mit dem Künstler Christoph Gloor kreierte, waren wichtige und prägende Ereignisse – und kunstvoll gestaltete Züge. Dabei war bei den „Kuttlebutzer“ von Anfang an die Beteiligung jedes Einzelnen bei der Ausar-beitung eines Sujets zentral. Auch bei den gestalteten Fasnachtszügen der Grafiker Ferdi Afflerbach, Robi Hiltbrand, Hanspeter Hort und anderer oder dem einen, dem berühmten Geisterzug (1965) von Max Kämpf waren immer alle Mitglieder mit der Ausarbeitung ihres Kostüms und der Larve betraut. Damit ergab sich eine Vielfältigkeit im Zug, die sich von der lange vorherrschenden Einheitlichkeit anderer Cliquen-auftritte völlig unterschied. Heute ist die Beteiligung Aller die Regel geworden. Die „Kuttlebutzer“ waren aus einem gleichnamigen „Schnitzelbangg“ hervorgegangen, der in den spä-teren 1940er und 1950er Jahren mit seinen scharfen Versen und seinen originell gestalteten „Zeedeln“ Furore gemacht hatte. Diesen satirischen Esprit übertrugen die Sänger in die Clique, die somit von Beginn an durch angriffslustige Sujets auffiel. 1959 hiess es "Kuttlebutzer auf dem Wege zum Ruhm", in dem die Zensur eines Films von Stanley Kubrick durch den Schweizerischen Bundes-rat (auf Druck Frankreichs, dessen Armee sich durch den Film verunglimpft fühlte) kritisiert wurde. Die Haltung der „Kuttlebutzer“, sich gegen Unterdrückung der Meinungs- und Kunstfreiheit zu wehren, wurde Programm und prägte noch manch spätere Sujets.

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