Die aufstrebenden Städte der Golf-Region und die konfliktreichen Schauplätze im mittleren und nahen Osten sind einnehmende Themen der medialen Berichterstattung. Die oft extremen Bilder aus dem öffentlichen Raum dieser Gebiete prägen unseren westlichen Blick auf die Region – in ihrem inhaltlichen Gehalt ebenso wie in ihrer manipulativen Ästhetik. Zwölf künstlerische Positionen setzen dieser Bilderflut Werke entgegen, die einen vielfältigeren Ansatz zeigen, sich mit gesellschaftlichen Bedingungen auseinanderzusetzen. Einige der Künstlerinnen und Künstler werden zum ersten Mal dem deutschen und Münchner Publikum vorgestellt, so Ahmed Mater, Hazem Harb und Nasser Al Salem.
Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf das kommunikationswissenschaftliche Modell des »Grounding«, der Annahme, dass zwischen Kommunikationspartnern ein gemeinsamer Wissensraum besteht, der den Dialog gelingen lässt. Dieses Wissen wird durch die medienübergreifenden Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler auf die Probe gestellt. Hochmoderner Städtebau und Massenkundgebungen sind Sujets, die auf globalen Anspruch und Tradition verweisen. Es ist eine Erweiterung der künstlerischen Bildproduktion hin zu übergeordneten Themen festzustellen, nämlich zum Raum selbst sowie zu den Charakteristika und Möglichkeiten des öffentlichen Raums. Konzeptuelle Werke gehen über einen dokumentarischen Ansatz hinaus und legen gesellschaftliche Strukturen offen, die zwischen West und Ost pendeln, und die eine kulturelle Kontinuität unter der Oberfläche neuer urbaner Phänomene, wie Dubai oder Abu Dhabi, erspüren. Der Wandel in dieser Region ist auch als globale Neuordnung wahrzunehmen.
Das Sammeln und Archivieren von Objekten, die durch die persönliche Auswahl und die Präsentation an Wert gewinnen, beschreibt eine subjektive, zum Teil auch biografische Erzählweise, sie spiegelt und verdichtet damit die kollektive Geschichtsschreibung. Das künstlerische Selbstverständnis der in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen und Künstler ist als wissenschaftlich forschend zu bezeichnen. In ihren Werken sammeln, archivieren, bewahren und erfoschen die Künstlerinnen und Künstler Bilder, die als angeeignetes Fremdmaterial Geschichten preisgeben, die hinter der Oberfläche der bekannten Geschichtsschreibung liegen. Sie haben sich einen Blick von außen angeeignet, der es ermöglicht, eigene Erfahrungen einer Prüfung zu unterziehen und diese Untersuchungen künstlerisch zu verarbeiten.