Die Künstlerin Joos van de Plas (1952, 's Hertogenbosch, Niederlande) untersucht den Prozess der Entdeckung in den Werken der deutschen Künstlerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647–1717). Merian ist vor allem aufgrund ihrer detaillierten Darstellungen von Insekten und Pflanzen bekannt, deren wissenschaftliche Beobachtungen und Ästhetik von herausragender Qualität sind. Sie war unter Naturforschern eine der ersten, die die Metamorphose von Raupen zu Schmetterlingen dokumentierte. Zu einer Zeit, in der die mittelalterliche Betrachtung der Natur nur langsam einer wissenschaftlichen wich, errang sie mit der Erforschung der Entwicklung von Insekten neue Erkenntnisse über die Entstehung von Leben.
Joos van de Plas machte bereits früh Bekanntschaft mit Maria Sibylla Merians Zeichnungen; seitdem sind Leben und Werk der Naturforscherin die Hauptinspiration ihrer eigenen Kunst. Über die Jahre hinweg hat sich diese Faszination unterschiedlich geäußert: Zum einen reiste van de Plas auf den Spuren Merians nach Suriname in Südamerika, zum anderen erstellte sie einen umfangreichen Vergleich der Bilder Merians mit den in Europa verfügbaren Insektensammlungen. Speziell besuchte sie solche Sammlungen, die zu Zeiten der Naturforscherin erstellt wurden. Dabei fand Joos van de Plas verblüffende Belege für die Arbeitsweise von Merian, die zwar hin und wieder Täuschungen zum Opfer fiel und manchmal Details schönte oder falsch interpretierte, aber sämtliche Beobachtungen stets in absoluter Deutlichkeit festhielt. Zuletzt hat Joos van de Plas sich selbst an der Zucht von Schmetterlingen versucht, um mit eigenen Augen die Metamorphose von Insekten zu beobachten. Ihre Forschungsergebnisse sind nun die Inspiration für ihre Installationen, Collagen, Zeichnungen, Gemälde und Filme.