Die Sammlungsgeschichte des Museum Wiesbaden ist aufs engste verwoben mit einer der zentralen Figuren der Rheinromantik, Johann Isaak von Gerning (1767 — 1837).
Im Unterschied zu vielen anderen Museen gehen die Wiesbadener Sammlungen aus der privaten Kollektion des Frankfurters Johann Isaak von Gerning hervor. Im Sinn einer enzyklopädischen Sammlung des 18. Jahrhunderts vereinte diese Kunstwerke, Altertümer und Naturexponate und ist somit der ideale Ausgangspunkt der Ausstellung Rheinromantik — Kunst und Natur, die auf Initiative des Kulturfonds Frankfurt RheinMain im Rahmen des Projektes Impuls Romantik entsteht.
Die Schönheit des Rheintals — poetisch besungen, mit wissenschaftlicher Neugier gesammelt und geordnet, in Farbe auf Papier festgehalten für die Nachwelt — war der Ursprung der aufkommenden Begeisterung für eine Landschaft, die voller Historie steckte. In dieser Folge wurden Gärten, Burgen und Schlösser mit einer romantischen Begeisterung gestaltet und schließlich im Sinne längst vergangener Zeiten neu zu einer phantasievollen Kunstlandschaft komponiert.
Zur Klärung des Sujets der späteren Darstellungen der Rheinlandschaft wird mit einem Rückblick in das Goldene Zeitalter der niederländischen Landschaftsmalerei begonnen, um die malerische Umsetzung des Rheins zu beleuchten. "Ein Niederländer schenkt uns das Bild vom Rhein!", denn Herman Saftleven (1609 — 1685) begründete mit seinen zunächst phantastischen Landschaften das Bild des Rheintals, welches Christian Georg Schütz der Ältere (1718 — 1791) später wieder aufgriff und in seinem Werk zur typischen idealen Rheinlandschaft verarbeitete. Erst sein Neffe und Patenkind Christian Georg Schütz der Jüngere entwickelte eine neue, romantische Sicht auf den Rhein. In der Ausstellung werden diese Bilder denen englischer Künstler gegenübergestellt. James William Mallord Turner (1775 — 1851) beispielsweise reiste erstmals 1817 an den Rhein und begann hier seine künstlerische Auseinandersetzung. Insgesamt entwickelte er auf vermutlich elf Reisen an den Rhein zwischen 1817 und 1844 seine künstlerischen Werke, die aus 22 Skizzenbüchern und etwa 120 Aquarellen bestehen und die bis heute durch ihre leuchtende Farbigkeit und ihre Leichtigkeit bestechen.
Das Rheintal ist ein biogeographisch und klimatisch begünstigter Naturraum und der Lebensraum in Europa mit der größten Artenvielfalt überhaupt. Es zog bereits früh die Naturkundler an, die die Wiesbadener Sammlungen mit Belegen der naturräumlichen Besonderheiten füllten. Dazu gehören Schmetterlinge, wie etwa der Segelfalter Iphiclides podalirius, Pflanzen wie der Französische Ahorn Acer monspessulanum und auch einer der letzten im Rhein gefangenen Störe Acipenser sturio, der 1840 bei St. Goarshausen den Rheinfischern ins Netz ging.
Die Gerningsche Insektensammlung ist heute noch komplett erhalten und stellt mit ihren mehr als 300 Jahre alten Naturobjekten einen bedeutenden Sammlungsbestand des Museums Wiesbaden dar. Die Ausstellung bietet einen Einblick in diese Sammlung.