10.10.2011 - 30.04.2012
Die Besucher der Ausstellung im Naturkundemuseum Potsdam erhalten Einblick in die künftige Waldentwicklung und die aktuelle Waldforschung Brandenburgs. Sie werden aber auch aufgefordert, sich an der aktuellen Diskussion um die Waldentwicklung in Brandenburg zu beteiligen. Die Schau entstand in Zusammenarbeit des Naturkundemuseums Potsdam und des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde im Landesbetrieb Forst Brandenburg.
"Forest For People - Wälder für Menschen", so lautet das Motto der Vereinten Nationen für das "Internationale Jahr der Wälder 2011". Angesichts der verheerenden Waldvernichtungen in den vergangenen Jahrzehnten und deren Folgen, haben die UN zu einer weltweiten Kampagne zum Schutz der Wälder aufgerufen. Noch immer geht heute jährlich eine Waldfläche von 56.000 km² verloren, darunter besonders tropische Regenwälder. Damit hat sich der weltweite Waldverlust seit 1990 zwar stark reduziert, denn damals waren es noch 83.000 km² Wald, die jährlich vernichtet wurden.
Angesichts der Bedeutung der Wälder für die Sicherung der Biologischen Vielfalt, für den Klimaschutz aber auch ihrer kulturhistorischen, wirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Bedeutung als ein wertvolles Naturerbe der Menschheit, ist noch viel zum Schutz der Wälder zu tun. Wälder speichern jedes Jahr 2,4 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Das entspricht einem Drittel des Kohlenstoffs, der bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe in Form von Kohlendioxid freigesetzt wird. Europa gewinnt jährlich eine Waldfläche von etwa 7.700 km².
In Deutschland beträgt der Waldanteil 32 Prozent an der Fläche der Bundesrepublik, also etwa 111.000 km². Noch nie wuchs in Deutschlands Wäldern so viel Holz wie heute. Holz ist ein wichtiger und nachhaltiger Rohstoff der Zukunft. Der größte Teil des Waldes in Deutschland ist in Privatbesitz, 44 Prozent. Der Rest der Wälder ist im Landesbesitz oder Körperschaftswald der Städte und Gemeinden. In Deutschland hat sich im Laufe der Geschichte ein besonderes Verhältnis zum Wald entwickelt. Diese Einstellung zum Wald kann als eine über Jahrtausende erlebte und prägende Erfahrung verstanden werden. Wald war weit mehr als Rohstofflieferant - ein untrennbarer Bestandteil und Begleiter früherer Generationen. Heute kann seine Bedeutung als Erholungswald nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Die Ausstellung Waldforschung und Waldvisionäre in Brandenburg spannt einen Bogen über die historische Entwicklung und Nutzung der Wälder, bis hin zur aktuellen Situation in Brandenburg. Nachdem große Teile der Wälder Deutschlands bis ins 18. Jahrhundert vernichtet wurden, forderten im 19. und 20. Jahrhundert Forstwissenschaftler und Waldvisionäre aus Brandenburg wie Wilhelm Pfeil (1783-1859) und Alfred Möller (1860-1920), aber auch Mediziner wie August Bier (1861-1949), einen anderen Umgang mit den Wäldern. 180 Jahre Forstwissenschaft am Standort Eberswalde und der 150. Geburtstag des Mediziners und Waldvisionärs August Bier sind Anlass, im Rahmen einer Ausstellung die Geschichte des deutschen Waldes und die Entwicklung der Forstwissenschaft im Land Brandenburg zu reflektieren.
Die zu erwartenden Klimaveränderungen verlangen heute einen neuen Umgang mit dem Wald und auch neue Visionen. Die Umgestaltung der artenarmen Fichten- und Kiefernforsten in artenreiche Mischwälder ist eine gewaltige Herausforderung für die Forstwirtschaft, ebenso die Nutzungsaufgabe von ausgewählten Wäldern zum Schutz der Biologischen Vielfalt. Doch aus welchen Baumarten soll sich der Zukunftswald bei den aktuellen klimatischen Veränderungen zusammensetzen? Das Land Brandenburg ist klimatisch zweigeteilt, im Nordwesten ozeanisch und im Südosten kontinental geprägt. Trockene Sommer und feuchte Winter werden erwartet. Antworten auf diese Frage sind langfristig nur durch das Zusammenwirken verschiedener Forschungseinrichtungen möglich, zu denen das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung aber auch der Landesbetrieb Forst Brandenburg mit seinem Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde gehören.