25.11.2008 - 01.02.2009
Gut zwanzig Jahre nach seinem frühen Tod zeigt die Neue Sächsische Galerie eine erste umfassende Werkschau des herausragenden Chemnitzer Malers.
Der Ausstellungskonzeption liegt ein Werkverzeichnis zugrunde, daß etwa 300 Arbeiten, entstanden zwischen dem Anfang der 60er Jahre und dem Todesjahr 1987 erfaßt. Erstmals kann damit die künstlerische Entwicklung dieses ungewöhnlichen Talentes und Autodidakten nachgezeichnet werden. Zahlreiche private und öffentliche Leihgaben ermöglichen die Ausstellung.
Die Kunst Wolfgang Einmahls (1944-1987) ist in den ersten Jahren nach seinem frühen Tod stets sehr biografisch betrachtet worden. Der kurze Weg seiner Schaffensjahre führte scheinbar klar von einer jugendlich-impressionistischen Haltung und Weltspiegelung zur beinahe ausschließlichen Introspektion im Todesjahr. Wachsende Alkoholabhängigkeit und Krankheit begleiteten scheinbar passend diesen Weg des Welterleidens.
Mit deutlich mehr Abstand und einem Werkverzeichnis vor Augen stellt sich manches differenzierter dar. Kontinuitäten und Brüche kennzeichnen den Weg des Künstlers Einmahl. Vom Anfang der sechziger Jahre, seinen Besuchen der Malzirkel in den Barkas-Werken bei Michael Morgner oder bei Axel Wunsch im Heckert in Chemnitz, sind kraftvoll farbige Blätter erhalten. Der junge Künstler suchte den Ausdruckswert der Farben, erlag aber oft der Verführung der Grundfarben- und Komplementärkontraste. Als Ausweg schien sich ihm ein Weg über die Monochromie aufzutun. Viele Arbeiten der ersten Hälfte der siebziger Jahre suchen die Stimmung im raffinierten, feinen Changieren der Nuancen weniger Töne zu gewinnen. Pastellfarben zogen ein. Kraftvolle Gesten sind dem Ausdruck subtilerer Empfindungen gewichen. Einmahl war Realist und Erzähler und deshalb blieb ihm hier der so nahe liegende Weg in die reine Abstraktion in der Nachfolge Rothkos verschlossen. Um 1978/79 folgte dann der zweite Umschwung, geradezu die Vollendung einer dialektischen Bewegung. Die farbigen Kontraste kehrten zurück, ganz zwanglos begonnen mit Arbeiten wie dem "Stilleben mit roter Blume" und den ersten Strandaquarellen. Einmahl beherrschte jetzt die Gewalt der Farben, er spielte mit ihnen virtuos und expressiv über die Leinwand. Ihr Eigenleben wurde so stark ausgereizt, daß Gegenstandskonturen und Farbflächenbegrenzungen auseinander zu fallen begannen. Alles fing zu Beben an.
Mit der Ausbildung seiner ganz eigenen Handschrift seit Ende der siebziger Jahre traten neue Themen ins Werk. Einmahl beschäftigte sich zunehmend mehr mit literarischen Figuren, biblischen und antiken Stoffen. Hinzu trat nun kontinuierlich das Selbstportrait, in dem das Symbolische immer stärker die Oberfläche in den Hintergrund drängte. Rohes, scheinbar Unfertiges, Fragmentarisches, Übermalungen kennzeichnen die Arbeitsweise. Ungewöhnliche Kompositionen entstanden. Sujets drängen an die Ränder und über sie hinaus. Der Maler kommt dem Betrachter entgegen.