In einer Ausstellung, die die Bereiche Kunst und Design in einen Dialog stellt, präsentiert das Neue Museum historische Quilts der Amischen aus einer bedeutenden Privatsammlung zusammen mit Arbeiten des amerikanischen Künstlers James Turrell (geb. 1943).
Monochrome Farbflächen sind das Vokabular dieser Präsentation. Sie bilden das Herzstück der einfachen Kompositionen aus geometrischen Grundformen, die sowohl die Decken der Amischen als auch die Installationen und Grafiken Turrells auszeichnen. Die Ausstellung zeigt diese Formen im Spannungsfeld von Materialität und Immaterialität.
Beide Ausstellungskomplexe stellen auch die Frage nach der Möglichkeit spiritueller Räume. Die einfachen Formen der Quilts sind Ausdruck der religiös geprägten Kultur der Amischen. Das schlichte Design, das aus einfarbigen Stoffteilen in gradlinigen Formen besteht, entspricht der bewusst bescheidenen, von der Welt abgeschiedenen Lebensweise der Religionsgemeinschaft. Monochrome Stoffe in satten Farben werden zu einfachen Mustern zusammengestellt, die dem Alltag entlehnt sind. So sind die auf die Spitze gestellten Quadrate Floating Diamond und Center Diamond eine Referenz an das rautenförmige Motiv, das das Frontispiz des Amischen Hymnenbuches »Ausbund« schmückt.
Das Repertoire an solchen Mustern ist in den Quilts der Amischen bewusst begrenzt. Das Prinzip der Wiederholung ist demnach integraler Bestandteil der Gattung, wie es auch in den Arbeiten Turrells eine wesentliche Rolle spielt. Selten gezeigte Installationen aus der Frühzeit dieses Künstlers, der zu den bedeutendsten Vertretern der internationalen Lichtkunst zählt, faszinieren durch ihre präzise im Raum gesetzten geometrischen Formen aus farbigem Licht. Sie changieren zwischen einer »Dinghaftigkeit« (Turrell) des Lichts, die ihm eine klar begrenzte Form verleiht, und dem Fließen der Lichtwellen im Raum. In den später entstandenen Zyklen First Light und Still Light vereint Turrell die von der Minimal Art inspirierten Motive der Projektionen zu tonal fein differenzierten Grafiken. Seine Formensprache entstammt somit den 1960er und 1970er Jahren, in denen in der Kunstwelt auch ein Bewusstsein und wachsendes Interesse für die Quilts der Amischen als Vorwegnahme der abstrakten Kunst der Zeit entsteht.