19.04.2008 - 22.06.2008
Die eine Hälfte der Arbeiten ist den sogenannten „Priests“ (Priestern) gewidmet – Fotos der berühmtesten Bildenden Künstler unserer Tage im Gewand eines Priesters. Was auf den ersten Blick so blasphemisch klingen mag, öffnet beim näheren Hinsehen einen tiefen Blick in die Seele des portraitierten Künstlers: aus Nobuyoshi Arkaki wird der von seiner Aufgabe verklärte Missionar, aus Jeff Koons wird der naiv an das Gute und Schöne im Menschen glaubende Hirte, und Damien Hirst offenbart seinen Glauben an Tod und Teufel und den Exorzismus. Ed Ruscha, Matthew Barney oder Maurizio Cattelan sind weitere Namen auf der Liste dieses Portfolios.
Sante DÂ’Orazio reiht sich mit dieser Serie von Künstler-Portraits ein in die Reihe großer Portait-Serien. Etwa von August Sander – seine „Menschen des 20. Jahrhunderts“ waren in sieben Gruppen eingeteilt, darunter als fünfte „Der Künstler“. Darin erfaßt Sander, die einflußreichen Künstler seines Umfeldes. Oder Richard Avedon der Künstler wie Chagall, Picasso, Dali, Moore, de Kooning, Warhol und viele mehr portraitierte und in seinem Portfolio „The Familiy“1976 im Auftrag von Rolling Stone Magazine die gesellschaftliche power elite des Landes in 69 Portraits festhielt.
Gleich ob Schauspieler, Topmodels, Rockstars – Sante dÂ’Orazio bekommt die power elite unserer Tage alle vor die Linse. Seine Aufnahmen von Pamela Anderson, Angelina Jolie oder Johnny Depp sind weltberühmt. Er hat sie alle schon porträtiert, weltbekannte Schauspielerinnen wie Sophia Loren, Angelina Jolie oder Michelle Pfeiffer, Supermodels der ersten Stunde wie Christy Turlington oder Stephanie Seymour, Charakterdarsteller wie Mickey Rourke oder Johnny Depp, Rockstars wie Axl Rose oder Anthony Kiedis.
Der 50-jährige Italo-Amerikaner war einer der Großen der Modefotografie, hat Ende der 80er Jahre mit seinen Aufnahmen den Kult um die Supermodels mit ausgelöst und gilt nach dem verstorbenen Helmut Newton als der bedeutendste Fotograf weiblicher Akte. Sante dÂ’Orazio fotografierte die letzte Modeschau des Modezaren Gianni Versace. Im Oktober nach Versaces Tod wurde Giannis letzte und Donatellas erste Kollektion präsentiert. Es war gleichzeitig ein Ende und ein Neubeginn, eine Metamorphose und ein Umbruch für die Familie Versace.
Mit der Modefotografie hat DÂ’Orazio heute abgeschlossen. Aber daraus resultiert das zweite Porfolio der Ausstellung: „Scratches“ (Kratzer). Er selbst sagt über die Entstehung: „Ich mache seit über 25 Jahren Fotos, mit einigen der schönsten Frauen der Welt. Mit den meisten bin ich seither befreundet. So kam ich im Lauf der Zeit zu manchen unartigen Fotos für meine Sammlung. Mich haben diese Bilder immer am meisten interessiert, am meisten gereizt, aber ich hätte meine Modelle nie kompromittiert. ...“ Und so beschloss er, die Gesichter seiner Modelle auf dem Negativ wegzukratzen.